Dienstag, 29. November 2011

Hektiker

Radfahrer an Ampel
Der Leichtsinn hat Methode und die Ampel zeigt im übrigen ROT- Foto: h|b

Wenn ich mit dem Fahrrad an die Arbeit fahre, sehe ich immer wieder die hektischen, tänzelnden, ungeduldigen Ritter der Pedale vor mir, die es sich scheinbar nicht leisten können an einer roten Ampel einfach mal anzuhalten und kurz die Zeit zu genießen. Einige werfen keinen Blick auf die Ampel, so als wäre die mal bloß für die Weicheier, und quetschen sich über die Straße, zur Not auch noch zwischen querenden Autos hindurch. Andere kriegen wohl die Füße aus irgendwelchen Gründen nicht von den Pedalen und balancieren schwankend Richtung Straße wo sie - nachdem die Autos langsamer werden - sofort lostreten wie vom Teufel geritten, um entscheidende Sekunden gut zu machen.

Woher kommt nur diese Ungeduld, die ja leider vor den Autofahrern auch nicht halt macht. Die meisten der Radler, sofern sie meine Strecke fahren, verlier ich nie ganz aus den Augen, der Zeitgewinn ist minimal. Vielleicht ist es einfach der Kick, sich nicht an Regeln halten zu müssen. Der urbane Cowboy auf seinem treuen Pferd lässt sich nichts vorschreiben. Schon gar nicht wann und wo er zu halten hat.

Sonntag, 27. November 2011

Indoorbaum

Weihnachtsbaum im Berliner Hauptbahnhof
Foto: h|b

Jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit erstrahlt im Berliner Hauptbahnhof ein riesiger Weihnachtsbaum. Früher war er schon mal behangen mit Swarovsky Glitzersteinen, aber diese Jahr ist es ein ganz normaler kegelförmiger und künstlicher Weihnachtsbaum. Also normal natürlich nicht, denn wer in Richtung Stadt am Pariser Platz vorbeikommt, wird sehen, wie echte Weihnachtsbäume auszusehen haben. Aus Holz, leicht zerfleddert, abgeknickte Äste, lichte Stellen, so muss ein Weihnachtsbaum aussehen. Ein echter. Aber der im Bahnhof ist auch ganz schön. Vor allen Dingen pflegeleicht. Abstauben genügt. Und wenn man ihn vorsichtig abbaut, und gut verwahrt, kann er sicher im nächsten Advent noch mal glänzen. In diesem Sinne wünsche ich allen einen schönen ersten Advent.

Montag, 5. Dezember 2011

Linedance

Schuhe hängen auf Stromleitung
Hängende Schuhe in Friedrichshain - Foto: h|b

Über Leitungen hängende Gummistiefel hatte ich ziemlich früh irgendwann schon mal hier im Blog, war wohl damals Werbung für einen Radiosender. Aber jetzt habe ich in Friedrichshain einen Ort gefunden, an dem scheinbar Schuhe geopfert werden. Da es sich um ganz normale Schuhe handelt, frage ich mich natürlich, gehen die Leute anschließend auf Socken nach Hause? Vielleicht ist es ja so eine Art Berlinritual. Wer was weiß, kann ja mal Bescheid geben.

Freitag, 25. November 2011

Weichzeichner

Berliner Architektur an der Warschauer Brücke im Nebel
Undurchsichtiges Berlin - Foto: h|b

Im November hat es bis heute nicht einmal geregnet, unglaublich. Der trockenste November ever, wird es wohl bald heissen. Fast immer schien die Sonne, nur an einigen Tagen legte sich eine diffuse Glocke aus kaltem Novembernebel über die Stadt und alles verschwamm in Schemen. Die Lichter bilden große Höfe, der Blick reicht nicht bis zum Ostbahnhof. Ein paar hundert Meter höher ist sicher blauer Himmel und vielleicht kann man sogar vom Alex auf ein weißes Meer schauen. Man bewegt sich wie eingepackt in Watte. Alles ist auch irgendwie leiser und weiter weg. Man ist ganz allein auf der Welt. Okay, auf der Warschauer Brücke, an der das Foto mit Blick auf das ehemalige Narvahaus gemacht wurde, ist man nie allein, zu keiner Tages- und Nachtzeit. Hier ist immer Trubel. Aber auch der ist zumindest kurzfristig etwas gedämpfter als sonst.

Mittwoch, 23. November 2011

Staatsbesuch

Staatskarosse mit Polizeibegleitung von oben
Vorzugsbehandlung - Foto: h|b

An meinem Arbeitsort bin ich ja im Vorteil, was den Ausblick auf Staatsgäste angeht. Praktischerweise steigen die meisten im Ritz Carlton ab, gut für mich. Zuerst wird meist die Kreuzung Leipziger-/Stresemannstraße gesperrt, in alle Richtungen geht dann erst mal nichts mehr. Dann kommt die Polizeieskorte in Pfeilformation, je mehr Motorräder, desto wichtiger der Gast, und dann das ganze Gefolge. Faszinierend. Direkt vor der Eingangstür zu meinem Büro steht meist das Biwak der Polizei und Schaulustige stehen vor rotweißen Gittern, ohne immer zu wissen was genau sie dort vielleicht zu sehen bekommen. Wenn man fahnenkundig ist, erkennt man an den Standarten am Auto aus welchem Land der Besuch ist. In diesem Fall war es der russische Präsident Putin auf Zwischenstopp, bevor es nach Mecklenburg-Vorpommern zur Eröffnung einer Gaspipeline ging.

Montag, 21. November 2011

Schwanensee

Ein Schwan mit Oberbaumbrücke im Hintergrund
Neugieriger Schwan - Foto: h|b

Als wir mit unserer Tochter letztens auf der Suche nach einer Frühstückslocation waren, trafen wir auf der Kreuzberger Spreeseite auf das Café Riogrande. Obwohl es bereits herbstlich frisch war, saßen wir draussen und genossen den Blick auf die Oberbaumbrücke bei Kaffee mit Rührei. Der vorbeischwimmende Schwan stellte sich netterweise für ein schnelles Foto zur Verfügung. Als wir ihm nichts zu essen abgeben wollten, zog er stolz von dannen. Die Preise sind hier übrigens moderat und das Essen sehr gut. Zum Kaffeegenuss sollte mal schon mal in einem Wiener Kaffeehaus gewesen sein, denn es gibt Wiener Melange, einen Verlängerten, Einspänner mit Schlagobers oder einen Fiaker. Wenn man einfach eine "Tass Kaff" bestellt, erhält man übrigens einen "Verlängerten".

Samstag, 19. November 2011

Müggelsee ist überall

Demonstranten mit Transparent vor dem Brandenburger Tor
Das heutige doppeldeutige Motto lautete "Nicht über unsere Köpfe hinweg" - Foto: h|b

Auch in Mainz, in München, in Frankfurt, in Hattersheim und vor allen Dingen rund um Berlin. Fanden die Demonstrationen der Flugroutengegner bisher eher am Rande der Stadt und damit der Wahrnehmung der Berliner statt, bewegte sich der heutige Zug mitten durch die Stadt. Rund 20.000 Menschen aus der Gegend rund um den neuen Flughafen Berlin Schönefeld, viele Familien mit Kindern, zogen vom Potsdamer Platz zum Kanzleramt. Sozusagen zur – vermeintlich – letzten Instanz.

Von den beiden landesverantwortlichen Wowereit und Platzeck beharrlich ignoriert, brüllten die Teilnehmer ihren Frust vorm Brandenburger Tor weg. Zusätzlich wurde über die Lautsprecheranlage der infernalische Lärm von startenden Flugzeugen eingespielt, ein wahrhaftiger Höllenlärm. Verstärkung erhielten die Brandenburger durch Abordnungen der oben erwähnten Orte, ist doch unlängst am Frankfurter Flughafen eine vierte Landebahn in Betrieb gegangen, die Horrorvorstellung der Flughafenanrainer, die jetzt schon die dritte Bahn kommen sehen, bevor der Flughafen überhaupt eröffnet ist. In Frankfurt hat es immerhin fast 30 Jahre gedauert, bis nach dem Bau der Startbahn-West nun eine weitere Piste durch den Wald geschlagen wurde.

Demonstration gegen den Flughafen Schönefeld in Berlin
Demonstrationszug mit vielfältigen Parolen - Foto: h|b

Nachtflugverbot, keine Drehkreuzfunktion, gegen Fluglärm bis hin zur kompletten Ablehnung des Flughafens BER gehen die Forderungen der vielen Initiativen. Was davon endgültig kommt, mal abgesehen von der Schließung von BER, wird man sehen. Bis jetzt haben in Deutschland die Flughafenbetreiber noch immer bekommen was sie wollten.

Donnerstag, 17. November 2011

Sta(h)lagmiten

Stahlträger unter der S-Bahn Brücke Friedrichstraße
Made of steel - Foto: h|b

Jeden Tag überqueren unzählige Bahnen aus Stahl diese wuchtige Konstruktion aus einer Zeit, als Stahl das Baumittel der Wahl war. Heute wäre diese Brücke wahrscheinlich aus schnödem Beton. Den S-Bahnen, Regionalbahnen, ICs und ICEs wäre das sicherlich egal, irgendwie muss die Spree ja überquert werden. Das passiert auf dem Weg Richtung Osten auch nicht zum ersten Mal.

Ein Musiker bittet um kleine Aufmerksamkeit
Die Weisen aus dem Akkordeon umspielen die Stahlträger - Foto: h|b

Unter der Brücke bahnt sich ein dunkler Abgang vom S-Bahnsteig herunter. Ein namenloser Künstler animiert mit seinem Schifferklavier die Passanten zu einer Spende. Wenige bleiben stehen, es ist im beginnenden Berliner Winter ungemütlich hier unten. Schiffe sind auch keine mehr zu sehen, auf die sich Matt Damon noch vor langer Zeit von dieser Konstruktion stürzte, um seinen Häschern als Jason Bourne zu entkommen. Am Ende der Brücke wartet nur eine untergegangene Republik auf ihre Gäste.

Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Followgram.me

Google +

Facebook

Twitter

Aktuell auf Twitter

Archiv

April 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 

Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

Status

Online seit 6693 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

Credits

Google Analytics



Architektur
Arm
Bahn
Bahnhöfe
Die Woche
Event
Fotografie
Geschichte
Intro
Kiez
Klima
Kultur
On Tour
Outro
Politik
Sexy
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren