Sonntag, 26. Juni 2011

Karneval der (Sub-) Kulturen

Zwei "Herren" auf dem CSD
Zwei "Wilmersdorfer Witwen" auf dem CSD - Foto: h|b

Kurze Zeit nach dem farbenfrohen Umzug durch Kreuzberg stand ein weiterer Höhepunkt des Berliner Eventsommers an, der CSD. Steckten beim KdK noch Südamerikanerinnen in den farbenfrohen Sambakostümen, sind es diesmal indonesische Jungmänner, war die Musik der Kulturen noch international und zum größten Teil "handmade", wummert bei diesem Umzug internationaler Techno aus den Lautsprechen der großen Trucks und bläst einem fast die Mütze vom Kopf.

Zwei Menschen als Na’vi aus "Avatar" verkleidet
Die zwei als Na'vi verkleidete Teilnehmer waren beim fotografiertwerden vorn dabei - Foto:h|b -

Beiden Umzügen gemein ist der Anspruch eine politische Botschaft zu haben. Soll der KdK als Integrationshelfer die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen vereinen, nimmt beim CSD diesmal die Botschaft des "Fairplays" als übergreifendes Thema und aus aktuellem Anlass, den Sport in die Pflicht, gegen die weit verbreitete Homophonie im Fußball anzugehen. Schimpfworte wie "du schwule Sau" gehören bei einem Fußballspiel durchaus schon mal zum Repertoire mancher Besucher. Und schwule Fußballer sucht man weiterhin vergebens.

Der Wagen des DFB zum Thema "Fairplay" auf dem CSD
Der Wagen des "DFB" zum Thema "Fairplay" - Foto: h|b

So ganz politisch sind indes beide Veranstaltungen nicht mehr, allerdings gehören sie inzwischen zum festen Tourismusangebot der Stadt. So mancher Besucher der bereits gestern aus irgendeiner Provinz Deutschlands nach Berlin gekommen ist, um heute das Eröffnungsspiel der Frauen WM zwischen Deutschland und Kanada zu sehen, wird sich verwundert die Augen gerieben haben, angesichts der Paradiesvögel die in Highheels der Größe 46 - für die vielen Kameras gerne posierend - über den Ku-Damm zum Brandenburger Tor gestöckelt sind. Von den Ledermachos und Dominatruppen ganz zu schweigen. Es überwiegt eher die Lust am Staunen als am Begreifen.

Der Wagen von IKEA auf dem CSD
Sogar IKEA hatte einen eigenen Wagen auf dem CSD, dachte erst die Schweden wären gekommen - Foto: h|b

Zwischen die Werbetrucks mit Sponsoren wie "Lekker Strom" oder "IKEA" mischen sich die Parteien, die mit Parolen wie "Nimm mich" (CDU) oder "WILLICH" (Grüne) versuchen auf die Zielgruppe einzugehen und bereits für die Wahl im September werben. Die politischen Botschaften fanden dann doch noch ihren Weg in die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor, gerade auch im Hinblick auf den weltweiten Umgang mit Homosexualität, die - wenn nicht mit der Todesstrafe (z.B. Saudi Arabien) - immer noch mit Haftstrafen bis hin zu lebenslänglich geahndet werden kann. In Europa ist es inzwischen durchweg legalisiert, was natürlich nichts über die Akzeptanz in der Bevölkerung aussagt. Bis zu einer breiten Akzeptanz wird sicher noch mancher CSD durch die Städte der Welt touren müssen.

Eigenwilliges Fussballoutfit auf dem CSD
Aufgehübscht für das WM Eröffnungsspiel am heutigen Sonntag - Foto: h|b

Noch mehr Bilder zum CSD (natürlich auch von mir ;) gibt es hier: HSB

Mittwoch, 22. Juni 2011

Fete de la musique

Eine rumänische Band in Berlin
Die erste Band direkt nach der U-Bahn, rumänische Kirmesmusikanten - Foto: h|b

Die Musik die träge die Treppe des U-Bahnhofs Warschauer Straße herunterfloß kam mir dunkel bekannt vor. Sie erinnerte mich an gemütliche Sonntagvormittage, die letzten Seiten der Sonntagsausgabe des Tagesspiegels liegen noch vor mir und der Kaffee wird langsam kalt, dann hört man sie aus der Ferne näher kommen, die rumänischen Musikanten. Die Melodie scheint immer dieselbe zu sein, so ziehen sie durch den Kiez und hoffen auf herabgeworfene Münzen. Vor dem U-Bahnhof eine Combo in großer Blechbesetzung in der Richtung Balkan-Pop.

Metalband verfremdet
Metalband am Boxhagener Platz - Foto: h|b

Das Alternativprogramm dazu gab es auf der Bühne des Feuermelders am Boxhagener Platz. Im Näherkommen schwang durchaus melodischer Gitarrenrock heran, der aber merkwürdigerweise immer wieder durch heiseres Hundegebell ergänzt wurde. Vielleicht gefiel dem Hund die Musik einfach nicht. Vor der Bühne eine Menge Punker und schwarzgekleidete junge Männer mit langen Haaren, die einem anderen langhaarigen mit freiem Oberkörper und leichtem Bauchansatz zujubelten, der sich auf der Bühne verrenkte und heisere Laute ausstieß, die irgendwie Gesang sein sollte. Also doch kein Hund, sondern Metal. Vielleicht auch Death Metal, oder Grindcore, oder Speedmetal, so genau kenn ich mich jetzt in dem Genre nicht aus.

Eine Band auf der Bühne mit Publikum
Band auf dem Gelände des RAW in der Revaler Straße - Foto: h|b

Überhaupt ist die "Fete de la musique" eine gute Gelegenheit beim Spaziergang durch den Kiez, mal eben zu schauen, was sich im Musikbusiness so alles tummelt. Da gibt es "Würfelrock", "Rockabilly", "Weltmusik"???, "balkan-folk-punk", "hip-hop-crossover" und was es nicht sonst noch alles gibt. Für den Laien wahrscheinlich undurchschaubar, nur die jeweiligen Fans werden wissen, was da gerade gespielt wird. Was es eher nicht gibt sind "Schlager", "Pop" und Mainstreamzeugs. Unser Abschluß im RAW war eine Band die scheinbar eher für sich selbst als für das Publikum spielte. Man klimperte ein wenig auf der Orgel, der Bassist zupfte ab und an eine Saite und der Schlagzeuger wischte selbstvergessen über seine Gerätschaften. Sehr entspannt das Ganze. Musik ruht in sich selbst.

Sonntag, 19. Juni 2011

Trommeln für Prenzlau

In Prenzlau, der Kreisstadt der Uckermark, wohnen vermutlich weniger Schwaben als auf dem gleichnamigen Berg in Berlin, dafür haben Sie einen sehr schönen See, den Uckersee mit dem Prenzlauer Sportverein, dem PSV. Der ist jedes Jahr Ausrichter der Drachenbootrennen, die in verschiedensten Disziplinen an einem Wochenende im Juni "ausgetrommelt" werden. Drachenbootrennen sind ja sowieso der aktuelle "Burner" was Freizeitsport angeht. So fighten die "Paddelschlampen" gegen die "Fool Fighters" und die "Entsorger" gegen das "Kinderstübchen". Was sich anhört wie eine lustige Freizeitbeschäftigung ist durchaus Sport, denn die 1000 Meter in unter 4 Minuten wollen erstmal gepaddelt sein.

Gewinner eines Drachenbootrennens feiern sich
Ein Gewinnerteam des 1000 Meter Drachenbootrennens - Foto: h|b

Aber deswegen sind wir keine 100 Kilometer nach Prenzlau gefahren, Drachenbootrennen gibt es quasi an jeder Ecke, sondern für die Party nach der Siegerehrung. Dort war Sara mit ihrer Band gebucht. Da sie jetzt aufhört, war es die letzte Chance sie mal live zu sehen. So chaotisch wie manche der Rennen liefen, so fand auch am Abend die Siegerehrung statt. Vielleicht muss das aber auch so sein, dass man für die Siegerehrung von 30 Mannschaften sage und schreibe fast 2 Stunden braucht. Es ist eben doch mehr ein Gruppenevent, der in den Abend fortgesetzt wird. So begann das Konzert erst nach 22 Uhr.

Sängerin schaut zum Fotografen
Sara am Mikro von "Bread in your Head" - Foto: h|b

Da ich weiß welche Musikrichtung Saras Band spielt, war es nach der Siegerehrung, bei der schon sämtliche Partykracher verwendet wurden die der DJ auf seiner Festplatte gebunkert hatte, nicht leicht das Publikum zu begeistern. Gottseidank hatte sich auf der Tanzfläche schnell eine jüngere Truppe eingefunden, die den Liveact dankbar und begeistert annahm. Viel weiter reichte die Stimmung leider nicht, die Band ist eben keine Festzeltcombo die mit Coversongs den Publikumsgeschmack bedient. Nach einer Stunde war dann auch Schluß und der DJ konnte - aus Sicht der Besucher - endlich wieder "richtige" Musik spielen.

Es war ein schöner Abend und Sara doch recht traurig, dass "ihre" Band nun erstmal Geschichte ist. Ich fands Klasse und konnte zum Abschluss noch ein paar schöne Bilder und Stimmungen einfangen.

Samstag, 11. Juni 2011

Karneval im Sommer

Tanzgruppe in Berlin zum Karneval der Kulturen
Am Pfingstsamstag sind die Kinder dran und "Lutz" tanzt vor - Foto: h|b

Jedes Jahr am Pfingstwochenende verkleiden sich in Berlin die Jecken und ziehen in fantasievollen Kostümen durch Kreuzberg. Doch auf Spielmannszüge und Kamellen wartet man vergeblich und es gibt auch auffallend wenige rote Nasen. Es ist Karneval der Kulturen in Berlin und der politische Anspruch ist ein anderer als der beim rheinischen Karneval. Es sind auch keine Jecken, sondern Samba- und Tanzgruppen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die mit ihrem bunten Outfit und ihrer Lebensfreude die Vielfalt einer großen Stadt zeigen.

Eine afrikanische Band beim Karneval der Kulturen
Afrikanische und südamerikanische Musikgruppen prägen das musikalische Umfeld vom "Karneval der Kulturen" - Foto: h|b

Seit 1996 lockt das bunte Straßenfest an den vier Tagen unzählige Besucher an. Ursprünglich als Demonstration zur Problematik der Integration gedacht, ist es inzwischen ein fester Bestandteil des Berliner Partysommers und der Höhepunkt - der Umzug am Pfingstsonntag - lässt die Besucher fast an den berühmten Karneval in Rio denken. Der Kern des Festes findet zwischen Waterloo-Ufer und Blücherstraße statt, wo sich viele Buden aufreihen mit internationaler Küche, von deren Gerichten ich zum Teil nicht mal den Namen aussprechen kann, bis hin zu den unvermeidlichen Caipi-Ständen, die gegen Abend als Melting Pot der Partypeople mutieren.

Vorführung einer Jugendgruppe zum Karneval der Kulturen
Vorführung einer Kindergruppe beim "Kinderkarneval - Foto: h|b

Samstag, 4. Juni 2011

Wolfershausen

Hinweisschild auf Jubiläum

Nach zwei Stunden Ehemaligentreffen, kann ich mir vorstellen wie sich Alzheimerkranke manchmal fühlen müssen. Lauter bekannte Gesichter, aber keine Namen die dazu passen. Ein echte Herausforderung sowohl an in die innere Gesichtserkennungssoftware - inkl. Algorithmus zum Altersmorphing - als auch an die Namenserkennungsroutinen.

Die Antwort auf die am meist ausgesprochene Frage: "Na, kennst mich wohl nicht mehr?" lautete dann meistens: "Ähhh, nein, so auf die Schnelle, so direkt nicht". Selbst die Namen brachten nicht immer die Erhellung, 32 Jahre sind doch eine verdammt lange Zeit und meine bereits verstorbene Mutter, das wandelnde Wolfershausen-Lexikon hat definitiv gefehlt.

Andererseits lässt sich eben die Zeit auch nicht zurückdrehn. Die "alten" Zeiten heißen nicht umsonst so, und immer gut waren sie auch nicht. Nach zwei Stunden haben wir uns dann aus dem Staub gemacht, auch wenn die Party erst später losgehen sollte. Man steckt auch nach so vielen Jahren immer noch in seiner alten Rolle, wogegen die anderen sich gemeinsam verändert haben. Ich selbst halt auch, aber eben auf anderen Wegen.

Das Kapitel Wolfershausen ist Teil meiner Vergangenheit, allerdings genauso wie Steinbach und jetzt schon seit längerem Berlin. Ich weiß nicht ob es sich etwas anders anfühlt, weil meine soziale Prägung dort begonnen hat, oder ich dort mit anderen in einer Clique die irren Siebziger durchlebt habe, auf jeden Fall ist ein leichtes Gefühl von Verlust da, vom "dazugehören" wollen. Das geht aber sicher wieder vorbei, morgen bin ich wieder in meiner neuen Heimat und mein Lebensmittelpunkt ist da wo Ulla ist. Da können auch alte Geister nichts dran ändern.

Freitag, 3. Juni 2011

Klassentreffen XXL

Einst ging ich am Strande der Fulda entlang, ohoo, hoo, hollala ... So haben wir früher gesungen, irgendwas unzüchtiges mit vielen Strophen ;) Am Strand der Fulda sind wir inzwischen angekommen, in Büchenwerra, kurz vor der Mündung an der sie mit der Eder zusammenfließt. Neben uns kreischen Kinder. Großeltern, Eltern und 3 Kinder, alle in einem Wohnwagen, Idylle pur.

Geräucherte Forelle auf einem Grüst
Leckere und frische Räucherforellen in Wolfershausen - Foto: h|b

Zwischendurch waren wir am Edersee, danach in Wolfershausen geräucherte Forellen essen, immer der Eder in ihrem Lauf folgend. Wolfershausen - mein Geburtsort - feiert die Tage 950-jähriges und morgen ist der Tag der Ehemaligen. Also die, denen der Ort dann doch irgendwie zu klein wurde und weggezogen sind. Wird also ein bißchen wie Klassentreffen, nur viel größer.

Fluss mit Wehr und Gebäuden
In Wolfershausen lenkt ein Wehr die Eder zur Mühle - Foto: h|b

Im Gegensatz zu sonst sind wir diesmal ja eher gestanden denn gefahren, uns blieb also mehr Zeit zum relaxen. Das Wetter hat super mitgespielt, bis auf einen Regentag nur Sonne pur. Am Sonntag geht's dann wieder nach Hause. Erstmal die heftigen Verwandschafts- und Vergangenheitseindrücke verarbeiten.

Dienstag, 31. Mai 2011

Quellennachweise

Auf der Suche nach dem Ursprung, haben wir uns heute morgen auf dem Weg ins Gebirge gemacht. Dort entspringt der Fluss an - und zum Teil auch "in" - dem ich meine Kindheit verbrachte.

Die Queele der Eder
Die kleine und unscheinbare Quelle der Eder im Rothaargebirge - Foto: h|b

Die Eder entspringt im Rothaargebirge in der Nähe von Netphen. Nicht dass man es als Gebirge sofort erkennen würde, es gibt keine Gipfelkreuze, eine Vegetationsgrenze auch nicht, aber Höhe ist ja letztendlich relativ. Hier gluckert aus einem kleinen Loch ein wenig Wasser und bildet erstmal eine Art Sumpfloch, grün umwuchert von allerlei Waldpflanzen. Es ist auch eher ein Quellgebiet, da an ganz verschiedenen Stellen Wasser austritt. Heute kommt allerdings mehr Wasser direkt vom Himmel, als aus dem Quell der Eder.

In der Ecke entspringen übrigens weitere bekannte Flüsse. Die Lahnquelle ist nicht weit und bei unserer Weiterfahrt zum Diemelsee kommen wir auch noch an der Ruhrquelle vorbei, die ja Namensgeber für eine ganze Region ist. Morgen schauen wir am Edersee nach, was aus der kleinen Eder im Laufe der Zeit geworden ist.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Rapsgelb mit Himmelsblau

Rapsfeld vor blauem Himmer mit Wolken
Die ideale Kombination - Foto: h|b

Im Frühjahr, unterwegs auf deutschen Straßen, muss ich schwer an mich halten, nicht alle 500 Meter "Anhalten" zu schreien, egal wo ich mit dem Auto gerade bin, weil sich just ein fantastisches Blau-Gelb Panorama eröffnet, im optimalen Fall noch mit ein paar Wolken gekrönt, dem Sahnehäubchen sozusagen.

Diese satte Gelb mit dem - im Frühling noch klarblauen - Himmel, hat einen so starken Kontrast, dass man aus dem Staunen gar nicht herauskommt. Als ich mal mit dem Flieger nach München geflogen bin, wurde erst von dort oben so richtig sichtbar, wieviele Felder inzwischen mit Raps bepflanzt sind. Ein gelber Flickenteppich von Brandenburg bis nach Bayern hinein. Scheint sich für die Bauern zu lohnen.

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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