Geschichte

Freitag, 3. Oktober 2008

Volljährig

Heute ist es offiziell 18 Jahre her, dass sich die beiden getrennten Deutschlands zu einem vereinigt haben. Gerade in Berlin kann man jeden Tag erleben, was das bedeutet. Sowohl für eine Stadt, die als "Frontstadt" im kalten Krieg an vorderster Stelle ausharren musste, als auch an den Leuten, ist hier doch Ost und West bis heute durchaus spürbarer als anderswo in Deutschland.

Natascha und Sara auf der Festmeile
Foto: h|b

Die beiden auf dem Bild - Sara mit ihrer Cousine Natascha - sind beides Westkinder, aber mehr oder weniger unbelastet mit dem schwierigen Thema. Für beide ist Deutschland schon immer ein Ganzes. Die Teilung und ihre Folgen ... alles Geschichte, höchstens noch als Stoff für die Schule brauchbar. In etwa zwei Generationen dürfte es fast allen so gehen, es wird irgendwann einfach kein Thema mehr sein. Spätestens wenn Deutschland und Denise in Rente gehen.

Denise auf dem Riesenrad
Foto: h|b

Mittwoch, 20. August 2008

Rerum Cognoscere Causas

Mit diesem Zitat von Vergil, was frei übersetzt "Den Dingen auf den Grund gehen" bedeutet, erschienen bis heute genau 20.000 Ausgaben des Berliner Tagesspiegel. In den letzten Wochen erschienen dazu im TSP die Faksimiles der Frontseiten seit 1946 in 1000er Schritten. Ein interessanter Abriss Berliner und deutscher Geschichte.Wir haben den Tagesspiegel seit unserem Umzug nach Berlin im Abonnement und sind bis heute zufriedene Leser.

Heute ist der 20.000ste Tagesspiegel erschienen
Foto: h|b

In Frankfurt war die Entscheidung damals einfach, entweder Frankfurter Rundschau (linksliberal) oder Neue Presse (konservativ), doch in Berlin ist die Presselandschaft wesentlich aufgefächerter. Nach einem Probelesen durch die Berliner Gazetten war die Entscheidung aber schnell klar. Wenn man Springer generell nicht lesen möchte, den Werbern der FAZ und der Süddeutschen tapfer aus dem Weg springt, bleibt nur der Tagesspiegel.

Außerdem ist er äußerst praktisch zu lesen, wenn man zu zweit am Frühstückstisch sitzt. Da er sich in vier handliche, thematische Teile gliedert, gibt es in der Regel keinen Zwist, außer, wenn sich das Sudoku ausnahmsweise auf der Berlin-Seite befindet. Aber dann lese ich halt etwas schneller.

Ein Highlight ist nach wie vor die Sonntagsausgabe. Davon abgesehen, dass sie uns jeden Sonntag morgen bis vor die Tür im 4. Stock gebracht wird, bringen uns die Kommentare von Harald Martenstein, die Comics von Flix und die Magazinbeiträge dazu, das Frühstück über die gewohnte Zeit auszudehnen und den Sonntag etwas "anders" zu beginnen, als die restlichen Tage der Woche.

Herzlichen Glückwunsch an die vielen Autoren und alle anderen Beteiligten die seit 62 Jahren eine gute und lesenswerte Zeitung machen.

Dienstag, 19. August 2008

Kreuzigung

Heute morgen gegen 8 Uhr war es so weit. Wenn das Wetter mitgespielt hat, dürfte das neue goldene Kreuz wieder die Spitze des Berliner Doms zieren. Nach einem Gottesdienst um sieben Uhr - extra zu diesem Anlass - soll das 15 Meter hohe Kreuz mit Unterbau wieder fest auf der großen Kuppel verankert worden sein.

Nachdem man 2006 bei Renovierungsarbeiten festgestellt hat, dass das alte Kreuz völlig marode war, wurde es heruntergeholt und steht heute an der Nordwest-Ecke des Doms. Weil sich die Konstruktion als irreparabel erwies, fertigte eine bayerische Metallbaufirma ein neues Kreuz an. Nur gestern konnte man ein Foto mit dem Fernsehturm im Hintergrund schießen. Ab morgen braucht man dazu wieder ein sehr hohen Standpunkt.

Das neue Kreuz für den Berliner Dom, im Hintergrund der Fernsehturm
Letzte Begutachtung am Kreuz des Ostens - Foto: h|b

Nachtrag vom 19.08.08

Das neue Kreuz auf dem Dom
Operation geglückt - Foto: h|b

Das alte Kreuz ist vor dem Dom ausgestellt
Das alte Kreuz - Foto: h|b

Freitag, 15. August 2008

Säulen des Sozialismus

Noch stehen sie, die acht Türme, die als zentrale Pfeiler den Palast der Republik 32 Jahre zusammenhielten. Ein paar wenige Stahlträger warten noch in den Untergeschossen auf die Demontage. Viele ihrer Genossen wurden bereits über die Spree ihrer Verschrottung zugeführt. Die "taz" schreib dazu bereits 2007: "Den tragenden Elementen des Palasts der Republik ergeht es wie dem Staat, der sie bestellt hatte: Sie gehen den Bach runter. Einst hielt der Stahl den Prachtbau der Deutschen Demokratischen Republik zusammen. Jetzt ist er Schrott. So verläuft Geschichte."

Säulen des Sozialismus
Foto: h|b

Nebenan entsteht bereits die temporäre Kunsthalle, die den leeren Raum bis zum Beginn des Schlossneubaus ein wenig füllen soll. Bis jetzt sieht das noch ziemlich unspektakulär aus, die weißen Hartfaserplatten taugen noch nicht für ein Fotomotiv.

Wenn man in letzter Zeit liest, für was in Berlin Geld benötigt wird - Restaurierung der Gedächtniskirche, Aufwertung City-West, East-Side-Gallery, Flughafenanbindung - um nur ein paar der dringendsten Projekte zu nennen, erschließt sich mir persönlich nach wie vor nicht, warum Berlin Mitte unbedingt eine teure Schlossreplik aus dem 19. Jahrhundert braucht.

Mittwoch, 13. August 2008

Niemand hat die Absicht ...

47 Jahre ist es heute her, dass die "DDR" begann ihre Einwohner einzusperren. Gleichzeitig versuchte sie zu verhindern, dass "DDR"-Bürger dieses Gefängnis in Richtung Westen lebend verlassen konnten. Ein perfektionierter "Todesstreifen" - ein Ausbund deutscher Gründlichkeit - plus Schießbefehl für die Grenztruppen, sollte dafür Sorge tragen. Ein einmaliges Experiment begann - auf dass manche heute noch stolz sind, daran teilgenommen zu haben.

Zwei Personen vor Checkpoint Charly
Besucher am Checkpoint Charly - Foto: h|b

Über die Anzahl der Toten, die beim Versuch sich dem perfiden Experiment zu entziehen, gibt es auch nach so langer Zeit noch Streit. Nach letzten Nachforschungen lassen sich wohl 136 Mauer- und Grenztote zweifelsfrei nachweisen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Berlin-Brandenburger Forschungsprojekt. Die Angaben der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ - mit über 1000 Grenztoten - seien dagegen wohl zu hoch angesetzt.

Nach 18 Jahren Maueröffnung sind in Berlin nur noch wenig Beispiele übriggeblieben, die Berlinbesuchern die Möglichkeit geben, sich über diese Monströsität zu informieren. Pflastersteine in Fahrbahnen, ein paar bunte Mauerreste als Hintergrund für Fotos und das abgelegene "Dokumentationszentrum Berliner Mauer" in der Bernauer Straße. Die Folklore am Checkpoint Charly tut ein Übriges zur Verniedlichung dieser furchtbaren Epoche deutsch-deutscher Geschichte.

Dienstag, 12. August 2008

Graue Nostalgie

Mein treuer Begleiter seit rund 36 Jahren geht in den wohlverdienten Ruhestand. Während dieser Zeit verbrachte er sein Leben hauptsächlich im dunklen Fach meines Portemonaies und wurde dadurch nicht wirklich besser. Ab und zu wurde er ans Licht geholt, wenn ihn jemand sehen wollte - Autovermieter, Polizisten, Behörden.

In letzter Zeit wurden die Blicke auf ihn immer belustigter. Bei der letzten Motorradkontrolle stellte der Polizist fest, dass er "sowas" schon lange nicht mehr gesehen hätte. Mag sein, aber noch war er gültig und gilt sogar als amtliches Ausweisdokument. Trotzdem wurde es Zeit sich zu trennen.

Wenn er hier in Deutschland schon Stirnrunzeln hervorruft, wie wird es erst im Ausland sein? Da wir die nächsten drei Jahre Wohnmobiltouren ins EU Ausland geplant haben, ist es vielleicht besser so. Ich werde ihn in Ehren halten. Mal sehen, vielleicht spendiere ich ihm noch einen angemessenen Rahmen. Verdient hat er es.

Aus grau wird bunt
Zweimal ich - Foto: h|b

Mittwoch, 6. August 2008

Lost Places III - Spreepark

Als wir 2001 nach Berlin zogen, waren wir begeistert, dass wir einen riesigen Freizeitpark fast direkt vor der Tür hatten. Mussten wir von Frankfurt aus weite Wege mit dem Auto in Kauf nehmen - hier konnten wir zum ersten Mal mit der S-Bahn unser Ziel erreichen. Was wir damals nicht wussten, dass diese Freude nur von kurzer Dauer sein würde.

Unsere Tochter konnte das Angebot mit ihrer Freundin noch einmal wahrnehmen, doch danach waren die Tore schnell geschlossen. Der Betreiber pleite, über Nacht ins Ausland abgesetzt. Der Park verschlossen, das große Riesenrad als weithin sichtbares Menetekel bis heute sichtbar. Wenn man jetzt um den Park herumgeht, der von einem hohen Sicherheitszaun umgeben ist und auf vielen Warnschildern vor dem Betreten warnt, sieht man wehmütig den Verfall der Fahrgeschäfte, die ganzen Generationen von Kindern Freude bereitet haben.

Verwaiste Kassenhäuschen
Foto: h|b

Die Dinosaurier sind inzwischen ausnahmslos umgekippt und kurz vor dem Aussterben, Pferde auf der ehemaligen Reitbahn werden von der Vegetation langsam überwuchert und die Kassenhäuschen vor dem Eingang des Parks warten schon lange nicht mehr auf den Ansturm der Vergnügungswilligen. Über allem liegt eine gespenstische Ruhe, ab und an unterbrochen von Fahrradfahrern oder Waldläufern.

Langsam holt sich die Natur alles zurück
Foto: Internet

Aus einer Gruppe Radfahreren die mir vor dem Eingang begegneten, kam leise die traurige Bemerkung, dass hier "eine Menge Kindheitserinnerungen wach würden". Auch wenn immer wieder mal Bestrebungen aufflackern, das Gelände wieder zum Leben zu erwecken - zuletzt skurrilerweise vom pleite gegangenen Betreiber selbst - sehe ich wenig Hoffnung den Verfall aufzuhalten.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Lost Places I

Eine Sache die ich mir immer wieder vornehme, ist die Dokumentation von Dingen, die aller Wahrscheinlichkeit über kurz oder lang verschwinden. Da das in Berlin aber schnell zu Hektik führen kann - gerade in Gegenden wie Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain verschwindet quasi andauernd irgendwas und wird durch Neues ersetzt - versuche ich mich auf persönliche Erfahrungen zu beschränken und beginne diese Serie mal mit einem inzwischen verschwundenen Bauwerk - dem "S-Bahnhof Warschauer Strasse", der mich als Startpunkt zum täglichen Arbeitsplatz seit Anbeginn begleitet.

Es war einmal ... S-Bahnhof Warschauer Brücke
Foto: h|b (2004)

Schon damals wahrlich kein Meisterwerk architektonischer Kunst, kam er im Jahr 2005 endgültig unter den Hammer der Pressluftbohrer und Bagger. Beim Zugang zu den Bahnsteigen musste man sich bis dahin früh entscheiden ob man das "Empfangsgebäude" rechts oder links umgeht. Das hatte für Unkundige die sich verirrten oftmals einen beschwerlicher Wiederaufstieg zur Folge. Inzwischen ist die Haltestelle wesentlich luftiger und übersichtlicher.

Technische Hilfsmittel die Bahnsteige barrierefrei zu erreichen, gibt es leider bis heute nicht. Der "Umbau" war ja im Grunde genommen auch nur ein Teilumbau, wartet doch der komplette Bereich darauf, im Rahmen der Neugestaltung des Ostkreuzes, neu gestaltet zu werden. Aber das kann - wie vieles andere in Berlin - sicher noch eine Weile dauern.

Die Idee aus dem Kommentar aufgreifend hier die Bilder aus heutiger Sicht. Geblieben sind nur die Bahnsteige und das Abgangshäuschen zu Gleis 1 und 2.

Selber Ort, anderer Blick
Foto: h|b
Das Gelände des S-Bahnhofs Warschauer Brücke
Foto: h|b

Dienstag, 17. Juni 2008

Staat gegen Volk

Heute ist der 17. Juni. Sagt das Datum irgendjemand noch was, der es nicht nur als willkommener Feiertag in lange vergangenen Sommern in Erinnerung hat? Als Feier- und Gedenktag "Tag der deutschen Einheit" hat er mich fast mein ganzes Leben begleitet. Nach der Wende gestrichen und durch den willkürlich gesetzten 3. Oktober ersetzt. Nur der Titel ist geblieben.

Ohne den 17. Juni hätte es vielleicht auch den 3. Oktober nicht gegeben und ohne die friedliche Revolution der DDR Bürger wäre ich sicher heute nicht in Berlin. "Wege des Schicksals" würde das vermutlich bei RTL lauten.

Gestern hat wohl auch eine Demonstration stattgefunden. Eine kleine Gruppe ehemaliger Teilnehmer des Aufstandes sind von der Weberwiese - dem damaligen Ausgangspunkt - bis zur Leipziger Strasse - dem damaligen Regierungssitz - gelaufen, bestaunt von Passanten und Touristen. Vor dem heutigen Finanzministerium wurden Kränze niedergelegt.

55 Jahre Volksaufstand in der DDR
Foto: h|b

Dienstag, 27. Mai 2008

Denk Mal

Nach Reden von u. a. Kulturstaatsminister Neumann und Berlins regierendem OB Klaus Wowereit, wurde heute gegen 14 Uhr das Mahnmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen der Öffentlichkeit übergeben. Im Steinquader der beiden Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset - der sich an die benachbarten Steine des Holocost-Denkmals anlehnt - läuft ein zweiminütiger Film mit zwei sich küssenden Männern. Ein-Blick ins innere des Denk-Mals.

Der Blick auf den Kuss
Foto: h|b

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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