Geschichte

Donnerstag, 7. Mai 2009

Zettel falten

20 Jahre Mauerfall - Ausstellung auf dem Alexanderplatz
Ausstellung auf dem Alexanderplatz zu 20 Jahre Mauerfall - Foto: h|b

Zwanzig Jahre nach der letzten gefälschten Kommunalwahl in der ehemaligen DDR eröffnet heute eine große Ausstellung zur friedlichen Revolution auf dem Alexanderplatz in Berlin. Am Abend des siebten Mai 1989 trat Egon Krenz vor die Kameras und musste zerknirscht zugeben, dass lediglich 98,85 % die Einheitsliste unterstützt haben. Nach jahrelangen Meldungen mit einer 99 vor dem Komma ein unerhörter Vorgang.

Aber selbst das war noch gelogen, oder ausgewürfelt, denn die erstmals vor Ort ihr Recht wahrnehmenden Wahlbeobachter der sozialen Initiativen hatten ganz andere Eindrücke mitgebracht. So sollen in Berlin mindestens 7 - 9 % der Wählerinnen die Einheitsliste mit einem Strich ungültig gemacht haben. Das war dafür, dass man sich bereits verdächtig machte, wenn man überhaupt in die "Wahlkabine" ging, ein durchaus mutiger Schritt.

Aber egal, es konnte nicht sein, was nicht sein darf. Eine "nur" 90%ige Bestätigung der Einheitsliste hätte die Legitimation des ganzen System aus Lesart der Herrschenden in Frage gestellt. So hat man einfach - wahrscheinlich wie immer - die Zahlen ausgewürfelt und als Kompromiss halt die 98 vor dem Komma gewählt. Was danach kam ist bekannt und kann jetzt auf dem Alexanderplatz in Ruhe nachvollzogen werden. Viva la revolución.

Ein umfangreiches Dossier dazu gibt es auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung: "Protest gegen Wahlbetrug"

Mittwoch, 15. April 2009

Passwesen

Passausgabe am Potsdamer Platz
Foto: h|b

Zwischen Bahntower und Kanadischer Botschaft auf dem Potsdamer Platz steht ein Stück Hinterlandmauer die, zusammen mit der Eastside-Gallery, sicher zu den am meist fotografierten Hinterlassenschaften deutsch-deutscher Geschichte gehört.

Schön bunt, mit allerlei Graffitti und Botschaften verziert, dient sie als Hintergrund für unzählige Fotos die hier täglich von den internationalen Besuchern geschossen werden. Posing vor einem Stückchen DDR-Disneyland in Berlin.

Diese Anziehungskraft machen sich findige junge Leute bereits seit längerem zu Nutze und versuchen der zahlreichen Touristenschar das Geld aus der Tasche zu ziehen. Waren es im letzten Jahr noch zwei Studenten, die sich - bevorzugt mit jungen, hübschen Touristinnen - vor den Mauerstücken mit Fantasieuniformen fotografieren ließen, ist in diesem Jahr das zweite Standbein mit dem Stempelkissen und den "Original-DDR Einreise-Visa" dazugekommen. Schön gruselig.

Fotos werden natürlich auch weiterhin gerne gemacht, gegen einen kleinen Obulus versteht sich. Einziger Wermutstropfen der "Authentizität": Die Grenzer sind viel zu freundlich bei der Sache. Wie soll da denn bitte echte sozialistische Stimmung aufkommen? "Se gommn hier ni rein"" ist wohl auch nicht mehr erwünscht. Gut so.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Abgeschoben

Die Infobox wird neu tapeziert
Mauerreparatur - Foto: h|b

Von zentraler Wirkungsstätte abgeschoben in den hinteren Winkel des Potsdamer Platzes, muss in Zeiten von Glamour und Luxus die Erinnerung ein wenig zurückstehen. Die rote Infobox - noch vor wenigen Tagen eingeweiht zu Beginn des Gedenkjahres zum 20-jährigen Mauerfalls - hat während der Berlinale ihren Platz an die Loreal-Beauty-Box abgegeben und hält sich nun etwas bedeckt.

Der Ortswechsel ist wohl nur temporär und soll bei freiwerden des angestammten Platzes wieder rückgängig gemacht werden. Die Gelegenheit nicht ganz so prominent zu wirken haben die Macher gleich zum Anlass genommen, die halbe Treppe wieder in einen vorzeigbaren Zustand zurückzuversetzen. Die kurze Zeit die sie bereits stand, hatte schon ein wenig an ihrer Substanz genagt. Schließlich muss sie mindestens bis zum 9. November durchhalten.

Sonntag, 1. Februar 2009

Halbe Treppe

Die neue "Aussichtsplattform" auf dem Potsdamer Platz
Halbe Treppe in Rot - Foto:h|b

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres zu "20 Jahre Mauerfall" steht seit letzter Woche eine überdimensionale rote Infobox auf dem Potsdamer Platz. Diese Infobox ist gleichzeitig eine große Treppe mit Plattform, die man ersteigen, und, von der man den Potsdamer- und Leipziger Platz aus rund 10 Meter Höhe betrachten kann. Die Meinungen schwanken zwischen "gelungener Versuch" und "peinlicher Patzer". Auf jeden Fall erregt sie Aufmerksamkeit auf dem großen, freien Platz, auch wenn sie, wie die CDU meint: "... die Brutalität der Mauer nicht deutlich macht." Es hat in der Tat eher Eventcharakter.

Passantin betrachtet die Vexierbilder zum Mauerfalljubiläum
Es kommt auf den Winkel an - Foto: h|b

Interessanter sind die aufgestellten Tafeln rund um die Infobox, auf denen man sich "Vexierbilder" verschiedener Berliner Stadtbezirke anschauen kann. Je nach Blickwinkel sieht man so entweder den aktuellen Zustand, oder man bekommt einen Blick in die Vergangenheit. Da die Bilder aus dem exakt gleichen Blickwinkel aufgenommen werden, ein erstaunliches Aha-Erlebnis.

Im weiteren Verlauf des Jahres wird es noch eine mobile Infobox geben, auf die mittels eines großen, roten Heliumpfeiles, über den jeweiligen Standorten schwebend, hingewiesen wird. So z.B. an der Bernauer Straße oder an der Museumsinsel. Also, einfach mal die Augen offenhalten und den roten Pfeil suchen.

Mehr Informationen zum Gedenkprogramm gibt es unter www.mauerfall09.de

Sonntag, 30. November 2008

Kindertransporte

Am Bahnhof Friedrichstraße wurde heute nachmittag ein Denkmal, welches an 10 000 in den Jahren 1938/39 nach Großbritannien in Sicherheit gebrachte jüdische Kinder erinnern soll, der Öffentlichkeit übergeben. Über einem kurzen Schienenstrang steht zu lesen: „Züge ins Leben – und Züge in den Tod“.

Die Skulptur ist ein Werk des israelischen Künstlers Frank Meisler. Die Szene zeigt eine Kindergruppe. Fünf Figuren in grauer Bronze blicken zur einen Seite und sollen die 1,5 Millionen Kinder symbolisieren, die in den Konzentrationslagern der Nazis ermordet wurden. Zwei Kinderfiguren aus hellerer Bronze schauen in die andere Richtung und stehen für die 10.000 geretteten Mädchen und Jungen.

Auch Frank Meisler ist als kleiner Junge im August 1939 am Bahnhof Friedrichstraße in einen der Züge in die Freiheit gestiegen. An der Einweihung des Denkmals nahmen der Baustadtrat von Mitte, Ephraim Gothe (SPD), Polizeipräsident Dieter Glietsch und Vertreter der Jüdischen Gemeinde teil. Es ist das erste Denkmal in Berlin, das an die Kindertransporte erinnert.

Denkmal zur Erinnerung an die Kindertransporte
Foto: h|b

Mittwoch, 26. November 2008

Last Standing

Nach gut drei Jahren ist es nun so weit. Der Abriss - offiziell heisst es natürlich "Rückbau" - des Palastes der Republik wird vollendet. Eigentlich sollte bereits gestern Schluß sein, aber der Bagger biß sich am letzten Turm die Zähne aus. So muss erst ein Ersatzbagger her. Aber, egal wie sich das Gebäude wehrt, am Ende siegt der menschliche Wille über den Beton und die Geschichte. Aus Staub kommen wir, zu Staub werden wir. Was bleibt ist die Erinnerung.

Die Reste des Palastes der Republik
Der letzte Turm - Foto: h|b

Der Palast der Republik im Januer 2006
Der PdR im Januar 2006 - Foto: h|b

Sonntag, 16. November 2008

Volkstrauertag

Heute wird wieder - wie jedes Jahr im November - den Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. Wohlgemerkt "allen" Gefallenen, nicht nur den Deutschen. Das war früher nicht ganz so selbstverständlich und führte auch schon mal dazu, dass dieser Tag zum "Heldengedenktag" umfirmiert wurde. Sperrig ist dieser Tag immer noch, wie auch die "Welt Online" in ihrem heutigen Editorial schreibt.

Zu gegebenem Anlass habe ich heute den Friedhof der St.-Petri-Gemeinde in Friedrichshain be- und ein Bilder gesucht, die ich für den heutigen Beitrag verwenden könnte. Viele Menschen waren unterwegs und der November zeigte sich von seiner schönen Seite. Der Friedhof ist riesig und umfasst viele Epochen unserer Zeitgeschichte. An der Mauer Richtung Auerstraße fand ich das folgende Motiv. So wie es aussieht sogar noch mit Einschuss auf den Anfangsbuchstaben. Makaber.

Grabstein eines Soldaten der 1940 ums Leben kam
Foto: h|b

Freitag, 31. Oktober 2008

Määähhhhhh

Statt Motorengeräusch von landenden und startenden Flugzeugen soll dieses Geräusch in Zukunft wieder auf dem Tempelhofer Feld zu hören sein. Neben einer Randbebauung ist das "große Wiesenfeld", bevölkert von Schafen, eine von vielen Ideen zur Nachnutzung des Tempelhofer Flughafens von dem vor rund 25 Minuten die beiden letzten Flugzeuge im Parallelstart abgehoben sind. Live verfolgt vom RBB.

Das Wiesenfeld ist nur eine der vielen Ideen, die es in die Öffentlichkeit geschafft haben. Andere sehen dort einen riesigen Uni-Campus, andere legen an dieser Stelle die beiden städtischen Zoos zusammen (momentan mein Favorit) und wieder andere einen großen Rummel wie Coney Island in New York. Ich stell mir ja gerne was großstädtisches vor, einen echten Central Park mit entsprechender Hochhauseinrahmung wie das große Vorbild. Aber so weit wird's ja wohl nicht kommen.

Der Streit um den Verbleib des Flughafens ist abgehakt, manche Entscheidungen muss man eben auch einfach mal akzeptieren, jetzt gilt es eben nach vorne zu schauen, um das Beste zu erreichen. Nur keine Hasenheide Reloaded. Wir werden den Entscheidern wohl oder übel auf die Finger sehen müssen. In diesem Sinne - der Letzte macht das Licht aus.

Die Zeit ist um. Time to say Goodbaye
Hallo! Licht aus! - Foto: h|b

Sonntag, 26. Oktober 2008

Flight Over

"Echo Delta Charlie, ready for takeoff on runway". So oder ähnlich krächzt es aus den Empfängern der Planespotter am Beobachtungshügel am Ende der südlichen Start- und Landebahn des Tempelhofer Flughafens, wenn ein weiteres Flugzeug seine Startposition einnimmt, um einen der letzten Starts auf diesem Flughafen zu beginnen.

Planespotter auf Beobachtungsposten
The Flightcrowd - Foto: h|b

Die Flugzeuggröße definiert das Startgeräusch und natürlich die Aufmerksamkeit der zahlreichen Foto- und Filmfreunde die wissen, dass das Ganze hier bald der Vergangenheit angehört. Von kleinen Cessnas, mittelgroßen Doppeldeckern bis hin zum "Original" dem Rosinenbomber, wird alles in die Luft geworfen was Räder und Propeller hat.

Der "Rosinenbomber" auf dem Weg zum Start
Der Klassiker - Foto: h|b

Der Countdown läuft unerbittlich. Kommenden Freitagabend irgendwann kurz vor Mitternacht hebt das letzte Flugzeug von diesem innerstädtischen Flughafen ab und fliegt nach einer Schleife zu seinem neuen Standort in Schönefeld. Dann ist Tempelhof endgültig Berliner Geschichte. "Flight over - Roger and out."

Der rote Baron am Start
The last Farewell - Foto: h|b

Samstag, 4. Oktober 2008

Noch'n Jeburtstach

Etwas jünger als Deutschland, jedoch ohne die Wiedervereinigung unvorstellbar: Der "neue" Potsdamer Platz wird heute 10 Jahre alt. Nach der Wende eine riesige Brache, ein Niemandsland, heute die gefühlte Mitte von Berlin. Kein Film, der in Berlin spielt, kann es sich leisten, diesen Platz nicht irgendwo im Film unterzubringen. Daimler City und Sony-Center sind die angeschlossenen "Viertel", in denen Filmpremieren, die Berlinale, Musicals und vieles andere stattfinden, die für das neue Berlin stehn.

Spitzenarchitektur am Potsdamer Platz
Spitzenarchitektur - Foto: h|b

Da ich seit meinem Umzug nach Berlin dort arbeite, ist es natürlich für mich selbst auch eine Art Mittelpunkt geworden. Zuerst mit dem Blick von oben aus dem Bahn-Tower im 20. Stock, dann etwas abseits in der Köthener Straße und jetzt wieder dicht dran in der Lennestrasse. Aber es gibt - außer im Urlaub und am Wochenende - nicht einen Tag, wo ich ihn nicht zumindest betrete. Meine Bildergalerie im Blog zeigt dann auch eine ganze Menge Bilder. Die Scientologen beim "Seelenfangen", Sony mit der Fotopyramide, die Winterwelt mit Schlittenpiste, oder der Brand der Philharmonie, den die "Malkinder" wohl als Anregung für den Malwettbewerb genommen haben. Hier ist immer was los.

Kindermaltag in den Potsdamer Arkaden
Es brennt - Foto: h|b

Das war natürlich - bis auf die trennenden Jahre zwischen 61 und 89 - schon immer so, ist der Potsdamer Platz doch schon fast 300 Jahre alt. Wikipedia schreibt dazu u.a.: "Anfang des 18. Jahrhunderts lag der Potsdamer Platz unmittelbar vor der Stadtmauer am Potsdamer Tor. Er hatte die Funktion eines Verkehrsverteilers, da alle Straßen aus dem Westen und Südwesten auf das Tor zuliefen, und stellte eine fünfarmige Straßenkreuzung dar, aus der sich schnell ein Verkehrsknotenpunkt an der alten Reichsstraße 1 entwickelte, die Ostpreußen mit dem Rheinland verband." Diesen "alten" Potsdamer Platz hatte wohl auch der unbekannte Kreidekünstler vor Augen, auch wenn der Lichtturm deutlich macht, dass es die Zeit nach 1924 sein muss.

Eine Zeichnung des älteren Potsdamer Platzes
Der "alte" Potsdamer Platz - Foto: h|b

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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