Karneval der (Sub-) Kulturen
Zwei "Wilmersdorfer Witwen" auf dem CSD - Foto: h|b
Kurze Zeit nach dem farbenfrohen Umzug durch Kreuzberg stand ein weiterer Höhepunkt des Berliner Eventsommers an, der CSD. Steckten beim KdK noch Südamerikanerinnen in den farbenfrohen Sambakostümen, sind es diesmal indonesische Jungmänner, war die Musik der Kulturen noch international und zum größten Teil "handmade", wummert bei diesem Umzug internationaler Techno aus den Lautsprechen der großen Trucks und bläst einem fast die Mütze vom Kopf.
Die zwei als Na'vi verkleidete Teilnehmer waren beim fotografiertwerden vorn dabei - Foto:h|b -
Beiden Umzügen gemein ist der Anspruch eine politische Botschaft zu haben. Soll der KdK als Integrationshelfer die Menschen aus unterschiedlichen Kulturen vereinen, nimmt beim CSD diesmal die Botschaft des "Fairplays" als übergreifendes Thema und aus aktuellem Anlass, den Sport in die Pflicht, gegen die weit verbreitete Homophonie im Fußball anzugehen. Schimpfworte wie "du schwule Sau" gehören bei einem Fußballspiel durchaus schon mal zum Repertoire mancher Besucher. Und schwule Fußballer sucht man weiterhin vergebens.
Der Wagen des "DFB" zum Thema "Fairplay" - Foto: h|b
So ganz politisch sind indes beide Veranstaltungen nicht mehr, allerdings gehören sie inzwischen zum festen Tourismusangebot der Stadt. So mancher Besucher der bereits gestern aus irgendeiner Provinz Deutschlands nach Berlin gekommen ist, um heute das Eröffnungsspiel der Frauen WM zwischen Deutschland und Kanada zu sehen, wird sich verwundert die Augen gerieben haben, angesichts der Paradiesvögel die in Highheels der Größe 46 - für die vielen Kameras gerne posierend - über den Ku-Damm zum Brandenburger Tor gestöckelt sind. Von den Ledermachos und Dominatruppen ganz zu schweigen. Es überwiegt eher die Lust am Staunen als am Begreifen.
Sogar IKEA hatte einen eigenen Wagen auf dem CSD, dachte erst die Schweden wären gekommen - Foto: h|b
Zwischen die Werbetrucks mit Sponsoren wie "Lekker Strom" oder "IKEA" mischen sich die Parteien, die mit Parolen wie "Nimm mich" (CDU) oder "WILLICH" (Grüne) versuchen auf die Zielgruppe einzugehen und bereits für die Wahl im September werben. Die politischen Botschaften fanden dann doch noch ihren Weg in die Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor, gerade auch im Hinblick auf den weltweiten Umgang mit Homosexualität, die - wenn nicht mit der Todesstrafe (z.B. Saudi Arabien) - immer noch mit Haftstrafen bis hin zu lebenslänglich geahndet werden kann. In Europa ist es inzwischen durchweg legalisiert, was natürlich nichts über die Akzeptanz in der Bevölkerung aussagt. Bis zu einer breiten Akzeptanz wird sicher noch mancher CSD durch die Städte der Welt touren müssen.
Aufgehübscht für das WM Eröffnungsspiel am heutigen Sonntag - Foto: h|b
Noch mehr Bilder zum CSD (natürlich auch von mir ;) gibt es hier: HSB
wishbringer56 - 26. Jun, 16:04