Freitag, 19. September 2008

Selbstversuch

Der Beckstein hat ja jüngst im bayrischen Wahlkampf gesagt, daß es: "... Schikane sei, wenn Menschen, die zwei Liter Bier intus haben nicht mehr am Straßenverkehr teilhaben dürfen." Daraus wurde dann schnell das "Zwoa Maß" Zitat. Wo kann man das jetzt mal in Berlin schnell testen? Genau, auf der Wiesn. Die ist zwar ein ganzes Stück kleiner als das Original, aber es gibt hier immerhin Bier in Maßen. Ach ja, in Maßkrügen natürlich auch.

Offenherzige Bedienung beim Berliner Oktoberfest
Eine der wenigen flotten Bedienungen - Foto: h|b

Da die Woche eh etwas grenzwertig war - arbeitstechnisch gesehen - kam der kleine Selbstversuch ganz recht. Also, rein ins pickepacke volle Zelt und einen Tisch okkupiert, der eigentlich reserviert war. Aber zwoa Leit, des passt scho. Kam dann aber eh keiner. Wer auch nicht kam, war irgendjemand der Janker- und Dirndlträger, die einem das gefüllte Behältnis zum Selbstversuch hätten bringen können. Echte Berliner Verhältnisse. Gut, mit Selbstbedienung ging es dann wesentlich schneller.

Der Himmel des Löwenbräufestzeltes in Berlin
Himmel über Berlin - Foto: h|b

Oans, zwoa, gsuffa. Die Stimmung war dank Trachtenkapelle, Alphorn und Judiths Glocken auf dem Höhepunkt, ich nach zwei Maß aber eigentlich substanzmäßig auf dem Tiefpunkt. Ich weiß nicht mal, ob ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt mein Auto gefunden hätte, wenn ich denn eins hätte. Nach einem weiteren Maß, also insgesamt dreien, war ich dann auch der "vierbeinigen" Fortbewegung näher als der mir angeborenen zweibeinigen. Selbstversuch geglückt, Beckstein widerlegt. Andererseits kann es natürlich auch an meiner Kondition liegen. In Bayern ist Bier schließlich Grundnahrungsmittel und wird sogar in Kantinen ausgeschenkt. Prost.

Dienstag, 16. September 2008

Realität

Irgendwie ist es ja manchmal verhext. Da regt man sich in einem Beitrag noch auf, dass mit der Gleichsetzung Friedrichshain=Hartz 4 ja wohl der Bogen etwas überspannt sei und diese Verallgemeinerung keinem weiterhilft und dann kommt man am Abend aus der S-Bahn und sieht die beiden folgenden Bilder in der Reihenfolge ihres Auftretens:

Punker auf der Warschauer Brücke
Foto: h|b

Ein Igluzelt vor Kaisers
Foto: h|b

Zack, Vorurteil bestätigt kann man da nur sagen. Jemand der jetzt völlig unbedarft vom Land, sagen wir mal aus Baden-Württemberg in die große Stadt - also Berlin - kommt, und endlich den Mief der Kleinstadt überwunden hat, oder Großstadtflair schnuppern möchte, wird als erstes - kaum das man aus der Bahn entstiegen ist und barrierefrei schnaufend das Hochparterre erreicht hat - von den Punkern mit ihrer Hundetruppe um Geld angeschnorrt. Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Punker selten selbst schnorren, die haben immer so einen Hilfswilli dabei, der gar nicht wie ein Punker aussieht. Ist aber vielleicht Taktik.

Naja, kaum den Fängen der Abkassierer entkommen, entdeckt man an der Seite bei Kaisers, da wo der vietnamesische Blumenladen schreiend bunte Blumenarrangements anbietet ein Igluzelt. Echt. Drumrum hüpft ein offenbar verwirrter Mensch, der dauernd was in seinen Bart brummelt und sich ab und seinen Pullover über den Kopf hängt. So wie es aussah, wohnt der jetzt da. Ich fass es nicht. Vielleicht steht es um uns doch schlechter als ich dachte. Ich werde das mal im Auge behalten.

Stigmata

Kaum ist man mal 'ne Woche nicht in seinem Kiez, schon ist man unfreiwillig in der H4-World gelandet, dem Refugium der Hartz 4 Empfänger. Das versucht jedenfalls das Schild zu suggerieren, dass auf der Warschauer Brücke am Eingang zu Friedrichshain aufgestellt wurde.

Ich vermute jetzt mal, dass es als origineller Gegenentwurf zur letzten Woche eröffneten O2-Arena gemeint ist, aber so richtig symphatisieren kann ich damit nicht. Friedrichshain ist sicher in manchen Bereichen etwas abgehängt, aber eine derartige Verallgemeinerung trifft es sicher nicht.

Buchen wir es mal unter "Zuspitzung" ab und dem Frust gewidmet, den die Aufsteller des Plakates, die Betreiber des R.A.W., mit ihrem neuen Besitzer haben. Friedrichshain lebt und durchaus nicht nur auf Hartz 4 Niveau.

Plakat am Ortseingang von Friedrichshain
Foto: h|b

Freitag, 29. August 2008

Ich bin dann mal weg

Nach viel Berlin und viel Blog, mach ich für die nächsten 14 Tage eine schöpferische Pause vom Tagesgeschehen und erhole mich in Südfrankreich. Wir werden wieder eine unserer Wohnmobil-Touren unternehmen, diesmal aber ohne "Unterwegs-Blog". Ich lasse euch jetzt mal eine Zeit lang alleine. Ihr steht das sicher durch.

Pausenschild vor dem Zirkus in der Modersohn-Straße
Foto: h|b

In der Zwischenzeit passiert ja auch in Berlin eine Menge. Die O2 Arena wird eröffnet, Metallica wollen dort am 12. Spetember für einen guten Zweck mit Eintrittskarten für 10 Euro spielen - für den Preis wäre sogar ich hingegangen - und die Initiative "Mediaspree-Versenken" plant zur Eröffnung eine Gegenkundgebeung vor der Arena. Ob dit allet juut jeht, ick wees nich. Aber ejal, bin nich da.

Wir lesen uns ab Mitte September wieder, vielleicht dann mit ein paar Einsprengseln aus den gemachten Erfahrungen in anderen Kulturkreisen. Diese Franzosen sollen ja nicht ganz so einfach sein. So, tschüss jetze.

Donnerstag, 28. August 2008

Alles klar!

Ist es das wirklich? Nur weil ich heute wieder mal ein Jahr älter werde - nicht gerade so alt wie die Zahl auf dem Foto suggeriert, aber immerhin etwas mehr als ein Viertel davon - kann ich für mich nicht behaupten, dass die Weisheit im Alter zunimmt. Nach 18980 Tagen und ein paar Zerquetschten (Schaltjahre), sollte ja so langsam etwas davon zu spüren sein, aber ich glaube ich ich hab noch viel vor mir, um dieses Ziel zu erreichen.

Plakat am Potsdamer Platz
Foto: h|b

Aber ich lerne. Jeden Tag. Ist ja momentan auch eins der Leitthemen: Lebenslanges Lernen. Das bezieht sich zwar eigentlich auf das lernen von Dingen die einen beruflich voran bringen, aber vielleicht ist Weisheit nur noch kein offizielles Lehrfach, weil man sie nicht so recht messen kann. In Tibet sind ja angeblich alle weise, in Deutschland nur Helmut Schmidt. Auch wenn der neben der Altersweisheit gleich noch den Altersstarrsinn dazu bekommen hat. Den will ich natürlich nicht.

Die nächsten 16 Tage kann ich mich unbehelligt von Enterprise- und Web 2.0 meinen Hobbies widmen und weiter versuchen Weisheit zu erlangen. Weisheit Nummer 1: Der Weg ist das Ziel. Weisheit Nummer 2: Nicht alles was man sieht ist digital. Weisheit Nummer 3: Ich blogge (nicht), also bin ich (trotzdem?).

Auf dieser Grundlage werden wir mit dem Wohnmobil die südfranzösischen Alpen erkunden, in Grasse Lavendelfelder suchen und in der Camargue die Flamingos erschrecken. Da ich nicht anders kann, werde ich aus analogen Bergen, doch Digitale machen. Aber ich habe mir fest vorgenommen den Blick für die Schönheit der Natur nicht immer nur durch das Objektiv zu sehen.

Mittwoch, 27. August 2008

Kreative Chaoten

In Friedrichshain werden nicht nur Umzugslaster armer Studentinnen abgefackelt, weil der LKW dummerweise den Aufdruck eines Edel-Caterers aufwies, oder schon mal sämtliche bunten Eimer der Streetballanlage an der Helsingfor-Strasse zerstört, nein, man fühlt sich auch Super-Hip, wenn man ein Callabike Rad mit vereinten Kräften auf einen Verteilerkasten der Telekom wuchtet. Habt ihr eigentlich alle einen an der Waffel?

Ein Callabike Rad auf einem Telekomkasten
Foto: h|b

Montag, 25. August 2008

Ha Ha Ha

Lustig isses. "Berlin lacht" ist der offizielle Titel des Internationalen Straßentheater Festival, das zum fünften Mal in Berlin stattfindet. Die Veranstalter nutzten dieses Festival leider auch, um mal wieder den Alex mit diversen Buden zu vermüllen. Vom Caipirinha-Stand, über den Henna-Tattoo-Künstler bis zur obligatorischen Currywurst war wieder alles vertreten, was solche Zusammenkünfte so überaus attraktiv macht.

Jeweils an den Rändern gab es auch noch Bühnen, also so was in der Art, wo die eigentlichen Attraktivitäten dieser Veranstaltung stattfanden - die der Straßenkünstler. Die traten dort für "lau" auf und waren darauf angewiesen vom Publikum für ihre Leistungen entlohnt zu werden. Da es aber den Charakter eines "offiziellen" Straßentheaters hatte, waren die Leute sichtbar freigiebiger, als bei den Grüppchen die den Alex sonst bevölkern.

Gaukler beim 5. Straßenkunstfest auf dem Alex in Berlin
Bombastic Orchestra / Musik und Diabolo - Foto: h|b

Versammelt war die ganze Straßentheater-Szene. Vom Jonglieren mit dem Diabolo, über elektronische Musik mit Didgeridoo bis zur Artistik auf dem Schlappseil. Die Künstler wechselten über den Tag verteilt die Schauplätze quer über den Alex und erfreuten sich zumindest am Samstag großer Aufmerksamkeit. Der Sonntag fiel leider der allgemeinen Wetterlage zum Opfer, es hat leider den ganzen Tag mehr oder weniger dauergeregnet.

Wer die nächsten Wochenenden noch ein bißchen mitlachen möchte, kann das am folgenden Wochenende auf dem Breitscheidtplatz tun und am ersten Septemberwochenende noch mal im Mauerpark. Mehr zu den Künstlern und Zeitplänen gibt es auf der Website von "Berlin lacht".

Freitag, 22. August 2008

Hühner-Horst

Seit dem 20. August steht vor dem Bundesagrarministerium in der Wilhelmsstrasse ein Käfig, der - einer Legebatterie nachempfunden - mehrere "Hühner" beherbergt. Aus Protest gegen die Käfighaltung von Legehennen haben Tierschützer dort einen Hungerstreik begonnen.

Die Hungerstreikenden wollen in dem Käfig vor dem Berliner Amtssitz von Minister Horst Seehofer (CSU) ausharren. Die Aktion soll mindestens eine Woche dauern. Der Bund hatte 2006 die Einführung von Käfigen beschlossen, die etwas größer als bisher sind. Tierschutzverbände halten auch die neuen Käfige nicht für artgerecht.

Hungerstreik vor dem Berliner Landwirtschaftsministerium
Foto: h|b [Dank auch an Tippgeber Martina]

Wer die beiden Mitglieder der "Stiftung Albert Schweitzer für unsere Mitwelt" im überdimensionalen Legehennenkäfig mal besuchen will, hat ja am Wochenende im Rahmen des "Offenen Tages der Ministerien" Gelegenheit dazu. Vielleicht ergibt sich auch mal ein Probesitzen und damit ein ganz neues Raumgefühl.

Donnerstag, 21. August 2008

Wie zu Kaiser's Zeiten

Heute wird es für eine ehemalige Mitarbeiterin der Tengelmann-Kette Kaiser's darum gehen, vor Gericht glaubhaft zu machen, dass die "Verdachtskündigung" wegen angeblicher Fehlbuchung zweier Pfandbons im Gesamtwert von 1,30 € zu Unrecht erfolgt ist und es sich hier um einen vorgeschobenen Kündigungsgrund handelt.

Wahrscheinlicher - und darum geht es wohl auch in den Solidaritätserklärungen und Mahnwachen vor Kaiser's-Filialen - hat man über die "fingierte" Kündigung aber versucht, eine langjährige Kassiererin loszuwerden, die als einzige dem Streikaufruf von ver.di auch dann noch folgte, als ihre Kolleginnen - eingeschüchtert durch das Leitungsmanagement - bereits längst wieder an ihren Kassen saßen.

Demonstration vor Kaisers an der Warschauer Strasse
Foto: h|b

An diesem Montag traf sich die Unterstützergruppe "Solidarität mit Emmely"vor dem Kaisers in der Warschauer Strasse. Mit Flugblättern und Ansprachen versuchte man die Kunden von Kaisers für das Thema zu sensibilisieren. Wie ernst Kaiser's diese Dinge nimmt, war unschwer an der Zahl der bulligen Securitykräfte zu erkennen, die den Vorraum bewachten, um Aktionen im Laden zu verhindern. Leicht übertrieben wie ich fand.

Wer mehr zum Thema wissen möchte, informiert sich bitte HIER

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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