Mittwoch, 20. August 2008

Rerum Cognoscere Causas

Mit diesem Zitat von Vergil, was frei übersetzt "Den Dingen auf den Grund gehen" bedeutet, erschienen bis heute genau 20.000 Ausgaben des Berliner Tagesspiegel. In den letzten Wochen erschienen dazu im TSP die Faksimiles der Frontseiten seit 1946 in 1000er Schritten. Ein interessanter Abriss Berliner und deutscher Geschichte.Wir haben den Tagesspiegel seit unserem Umzug nach Berlin im Abonnement und sind bis heute zufriedene Leser.

Heute ist der 20.000ste Tagesspiegel erschienen
Foto: h|b

In Frankfurt war die Entscheidung damals einfach, entweder Frankfurter Rundschau (linksliberal) oder Neue Presse (konservativ), doch in Berlin ist die Presselandschaft wesentlich aufgefächerter. Nach einem Probelesen durch die Berliner Gazetten war die Entscheidung aber schnell klar. Wenn man Springer generell nicht lesen möchte, den Werbern der FAZ und der Süddeutschen tapfer aus dem Weg springt, bleibt nur der Tagesspiegel.

Außerdem ist er äußerst praktisch zu lesen, wenn man zu zweit am Frühstückstisch sitzt. Da er sich in vier handliche, thematische Teile gliedert, gibt es in der Regel keinen Zwist, außer, wenn sich das Sudoku ausnahmsweise auf der Berlin-Seite befindet. Aber dann lese ich halt etwas schneller.

Ein Highlight ist nach wie vor die Sonntagsausgabe. Davon abgesehen, dass sie uns jeden Sonntag morgen bis vor die Tür im 4. Stock gebracht wird, bringen uns die Kommentare von Harald Martenstein, die Comics von Flix und die Magazinbeiträge dazu, das Frühstück über die gewohnte Zeit auszudehnen und den Sonntag etwas "anders" zu beginnen, als die restlichen Tage der Woche.

Herzlichen Glückwunsch an die vielen Autoren und alle anderen Beteiligten die seit 62 Jahren eine gute und lesenswerte Zeitung machen.

Dienstag, 19. August 2008

Kreuzigung

Heute morgen gegen 8 Uhr war es so weit. Wenn das Wetter mitgespielt hat, dürfte das neue goldene Kreuz wieder die Spitze des Berliner Doms zieren. Nach einem Gottesdienst um sieben Uhr - extra zu diesem Anlass - soll das 15 Meter hohe Kreuz mit Unterbau wieder fest auf der großen Kuppel verankert worden sein.

Nachdem man 2006 bei Renovierungsarbeiten festgestellt hat, dass das alte Kreuz völlig marode war, wurde es heruntergeholt und steht heute an der Nordwest-Ecke des Doms. Weil sich die Konstruktion als irreparabel erwies, fertigte eine bayerische Metallbaufirma ein neues Kreuz an. Nur gestern konnte man ein Foto mit dem Fernsehturm im Hintergrund schießen. Ab morgen braucht man dazu wieder ein sehr hohen Standpunkt.

Das neue Kreuz für den Berliner Dom, im Hintergrund der Fernsehturm
Letzte Begutachtung am Kreuz des Ostens - Foto: h|b

Nachtrag vom 19.08.08

Das neue Kreuz auf dem Dom
Operation geglückt - Foto: h|b

Das alte Kreuz ist vor dem Dom ausgestellt
Das alte Kreuz - Foto: h|b

Montag, 18. August 2008

Aufhübschen zur Eröffnung

Nur noch 22 Tage bis zur Eröffnung steht auf der Website der O2 World. Dann hat Berlin-Friedrichshain, nach der Köln-Arena, die zweitgrößte Veranstaltungshalle in Deutschland. In der sollen - neben den Eishockey-Spielen der Eisbären und den Basketballspielen von Alba - nach Betreiberangaben, jährlich rund hundert Großevents stattfinden.

Neben Grönemeyer, Coldplay und Metallica zur Eröffnungswoche, werden in der Folgezeit Veranstaltungen mit dem Dalai Lama, Sir Elton John und NBA Teams aus den USA, versuchen die Menschen für den neuen Spielort zu begeistern. Für solche Großveranstaltungen gab es bisher in Berlin kein Angebot.

Noch steht die große Halle etwas verloren im Gelände an der Mühlenstraße, visavis der East-Side-Gallery. Das geplante Entwicklungsgebiet rund um die Halle wird erst im nächsten Schritt im Rahmen des "Mediaspree-Projektes" weiter an Konturen gewinnen. Ob sich die Befürchtungen der Mediaspree-Gegner, über zu viel Lärm und Verkehr, bewahrheiten, werden wir nach unserem Urlaub sicher erfahren. Bis dahin wird erstmal der grüne Rasen vor der Halle auf Vordermann gebracht. Die Braut macht sich hübsch.

Rasenmäher vor der neuen O2 Halle in Berlin
Foto: h|b

Samstag, 16. August 2008

Anonym gegen Scientology

Heute wurde im Tagesspiegel über eine Gruppe berichtet, die sich selbst "Anonymous" nennt und der Organisation "Church of Scientology" den Kampf angesagt hat. Die Internet-Bewegung "Anonymous" demonstriert seit Februar 2008 bundesweit im Monatsrhythmus gegen deren Praktiken. Heute sollte es also unter anderem in Berlin vom Bahnhof Zoo über den Breitscheidtplatz zur Bundeszentrale der Scientologen in der Otto-Suhr-Allee gehen.

Das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen und machte mich auf in den Westen. Etwa 50 Aktivisten, mit den bekannten Masken des Films "V wie Vendetta" und bewaffnet mit Transparenten und Plakaten, versammelten sich dann auch gegen 13 Uhr vor McDonalds. Nach der Aufforderung der Polizei, "Ob es denn nicht mal langsam losgehen könne" startete der Protestzug, begleitet von Polizeiwagen durch die City-West.

Demonstranten mit Masken
Foto: h|b

Da drohende Wolken am Horizont aufzogen, habe ich auf eine weitere Begleitung verzichtet und mich wieder abgesetzt. Derzeit verlagert Anonymous seine Aktivitäten in wachsendem Maße auf "Flash Raids". Bei diesen spontanen Aktionen stellt sich eine Handvoll Anonyme vor Dianetik-Ständen auf, um Passanten mit Flugblättern vor Scientology zu warnen. Was dort natürlich auf wenig Gegenliebe stößt.

Wer mehr zu "Anonymous" wissen will muss mal danach "googlen", eine spezielle Website hab ich nicht gefunden.

Freitag, 15. August 2008

Säulen des Sozialismus

Noch stehen sie, die acht Türme, die als zentrale Pfeiler den Palast der Republik 32 Jahre zusammenhielten. Ein paar wenige Stahlträger warten noch in den Untergeschossen auf die Demontage. Viele ihrer Genossen wurden bereits über die Spree ihrer Verschrottung zugeführt. Die "taz" schreib dazu bereits 2007: "Den tragenden Elementen des Palasts der Republik ergeht es wie dem Staat, der sie bestellt hatte: Sie gehen den Bach runter. Einst hielt der Stahl den Prachtbau der Deutschen Demokratischen Republik zusammen. Jetzt ist er Schrott. So verläuft Geschichte."

Säulen des Sozialismus
Foto: h|b

Nebenan entsteht bereits die temporäre Kunsthalle, die den leeren Raum bis zum Beginn des Schlossneubaus ein wenig füllen soll. Bis jetzt sieht das noch ziemlich unspektakulär aus, die weißen Hartfaserplatten taugen noch nicht für ein Fotomotiv.

Wenn man in letzter Zeit liest, für was in Berlin Geld benötigt wird - Restaurierung der Gedächtniskirche, Aufwertung City-West, East-Side-Gallery, Flughafenanbindung - um nur ein paar der dringendsten Projekte zu nennen, erschließt sich mir persönlich nach wie vor nicht, warum Berlin Mitte unbedingt eine teure Schlossreplik aus dem 19. Jahrhundert braucht.

Donnerstag, 14. August 2008

Auf den Punkt

Werbung hat ja immer mit Streuverlusten zu kämpfen. Die Anzeige in der Zeitung die keiner sieht, der Werbespot im Fernsehen, der durch spontanen Toilettenbesuch den Wasserverbrauch in die Höhe treibt, oder der örtliche Pizzadienst der die Briefkästen verstopft. Werbung kann nerven.

Eine andere und extrem zielgruppenspezifische Werbung habe ich jetzt an unserer Haustür entdeckt. Streuverluste gleich null und man darf sie auch ruhig wieder vergessen. Wenn man sie aber braucht, ist sie genau an der richtigen Stelle. Das nenne ich mal gut nachgedacht und clever umgesetzt.

Zielgruppengerechte Werbung
Foto: h|b

Mittwoch, 13. August 2008

Niemand hat die Absicht ...

47 Jahre ist es heute her, dass die "DDR" begann ihre Einwohner einzusperren. Gleichzeitig versuchte sie zu verhindern, dass "DDR"-Bürger dieses Gefängnis in Richtung Westen lebend verlassen konnten. Ein perfektionierter "Todesstreifen" - ein Ausbund deutscher Gründlichkeit - plus Schießbefehl für die Grenztruppen, sollte dafür Sorge tragen. Ein einmaliges Experiment begann - auf dass manche heute noch stolz sind, daran teilgenommen zu haben.

Zwei Personen vor Checkpoint Charly
Besucher am Checkpoint Charly - Foto: h|b

Über die Anzahl der Toten, die beim Versuch sich dem perfiden Experiment zu entziehen, gibt es auch nach so langer Zeit noch Streit. Nach letzten Nachforschungen lassen sich wohl 136 Mauer- und Grenztote zweifelsfrei nachweisen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Berlin-Brandenburger Forschungsprojekt. Die Angaben der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ - mit über 1000 Grenztoten - seien dagegen wohl zu hoch angesetzt.

Nach 18 Jahren Maueröffnung sind in Berlin nur noch wenig Beispiele übriggeblieben, die Berlinbesuchern die Möglichkeit geben, sich über diese Monströsität zu informieren. Pflastersteine in Fahrbahnen, ein paar bunte Mauerreste als Hintergrund für Fotos und das abgelegene "Dokumentationszentrum Berliner Mauer" in der Bernauer Straße. Die Folklore am Checkpoint Charly tut ein Übriges zur Verniedlichung dieser furchtbaren Epoche deutsch-deutscher Geschichte.

Dienstag, 12. August 2008

Graue Nostalgie

Mein treuer Begleiter seit rund 36 Jahren geht in den wohlverdienten Ruhestand. Während dieser Zeit verbrachte er sein Leben hauptsächlich im dunklen Fach meines Portemonaies und wurde dadurch nicht wirklich besser. Ab und zu wurde er ans Licht geholt, wenn ihn jemand sehen wollte - Autovermieter, Polizisten, Behörden.

In letzter Zeit wurden die Blicke auf ihn immer belustigter. Bei der letzten Motorradkontrolle stellte der Polizist fest, dass er "sowas" schon lange nicht mehr gesehen hätte. Mag sein, aber noch war er gültig und gilt sogar als amtliches Ausweisdokument. Trotzdem wurde es Zeit sich zu trennen.

Wenn er hier in Deutschland schon Stirnrunzeln hervorruft, wie wird es erst im Ausland sein? Da wir die nächsten drei Jahre Wohnmobiltouren ins EU Ausland geplant haben, ist es vielleicht besser so. Ich werde ihn in Ehren halten. Mal sehen, vielleicht spendiere ich ihm noch einen angemessenen Rahmen. Verdient hat er es.

Aus grau wird bunt
Zweimal ich - Foto: h|b

Suche

 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Followgram.me

Google +

Facebook

Twitter

Aktuell auf Twitter

Archiv

September 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 

Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

Status

Online seit 6841 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

Credits

Google Analytics



Architektur
Arm
Bahn
Bahnhöfe
Die Woche
Event
Fotografie
Geschichte
Intro
Kiez
Klima
Kultur
On Tour
Outro
Politik
Sexy
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren