Dienstag, 1. April 2008

Bahn geht an die Börse

Lok an der Warschauer BrückeErstaunliche Wendung in der langen Diskussion um die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Kaum hatte Hartmut Mehdorn am gestrigen Morgen in der Bilanzpressekonferenz eine erneute Steigerung des Gewinns und eine positve Bilanz verkündet, beschloss die Bahnreform-Arbeitsgruppe der SPD gestern Abend das von Tiefensee und Steinbrück favorisierte Holding Modell. Dabei werden die Transportsparten der Bahn zusammengefasst und an die Börse gebracht.

Die SPD-Linke musste diese Kröte schlucken, um Kurt Beck als möglichen Kanzlerkandidaten nicht noch weiter zu schwächen. Der Seeheimer Kreis, der schon länger auf die fehlende Wirtschaftskompetenz der SPD hingewiesen hatte, fühlte sich in seinem Drängen bestätigt und sieht einer Koalitionsvereinbarung mit der CDU jetzt entspannt entgegen. "Die Kapitaleinnahmen durch den kommenden Börsengang kann sowohl die Bahn für notwendige Investitionen, als auch ich als Finanzminister sehr gut gebrauchen", bemerkte ein sichtlich entspannter Finanzminister Steinbrück am Morgen des ersten April vor der versammelten Presse.

Und was sagt der jetzige und zukünftige Chef der Deutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn? „Unsere Strategie erwies sich als richtig. Die Deutsche Bahn ist fit für die Herausforderungen zuhause und in Europa. Um diesen Weg auch weltweit konsequent weiterzugehen, brauchten wir die positive Entscheidung über die Teilprivatisierung. Der Verkehrsmarkt in Europa ist in einem rasanten Umbruch. Die DB AG muss jetzt ihre Chancen nutzen. Dafür hat sie jetzt zusätzliches Kapital. Auch dem Bund wird damit zeitnah die Möglichkeit eröffnet, dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen mit den Erlösen aus der Teilprivatisierung zu finanzieren.“

Sonntag, 30. März 2008

Allah am Flughafen Tempelhof

Heute nachmittag war ich mit'm Fahrrad im Westen. Genauer gesagt in Neukölln. Dahin zieht meine Tochter am Mittwoch, wenn alles glatt geht. Wollte schon mal vorab die "Location checken". Ganz nette Gegend. Stichstrasse zur Sonnenallee (West). Irgendwo stand jetzt auch, dass Neukölln Berlins nächster Szenekiez wird. Viel Spaß damit.

Wo ich eh schon mal da in der Ecke war, wollte ich unbedingt ein Foto eines von Tempelhof startenden Flugzeugs mitten über dem Berliner Häusermeer. Dazu bewegte ich mich zuerst in den Königin Louise Park. Übrigens nettes Fleckchen. Kam aber kein Flugzeug. Vielleicht Sonntagsflugverbot? Nach 'ner halben Stunde warten, weiter direkt zum Zaun am Flughafen. Nüscht los, tote Hose. Flughafen? Zaun? An was erinnert mich das bloß? Na egal.

Dann eben den Rosinenbomber auf der Nordwestseite von Tempelhof. Auf dem Weg dahin bin ich aber fast vom Rad gefallen. Zwei Riesenminarette und eine Moschee wie der Berliner Dom! Okay nicht ganz, aber schon ein Riesending. Was es alles gibt in Berlin. Be Allah, Be Neukölln, Be Berlin.

Eigentlich wollte ich nur schnell ein paar Fotos schießen, aber ein netter älterer Herr hatte mich erspäht und ich sollte doch von ihm und seinem Fahrrad ein Foto vor der Moschee machen. Why ever. Nach den Fotos hat er mir dann gleich noch die Moschee gezeigt - es handelt sich übrigens um die Sehitlik Camii Moschee - und alles erklärt. So bin ich heute zu meinem ersten Moscheebesuch gekommen. Innen. Auf Socken! Auch von innen ein Wahnsinnsteil für rund 1000 Gläubige und einen 900 Kilo schweren Kronleuchter. Noch ein Ayram zum Abschied und ein "Shukran" Online nachträglich. Hier isser: Herr Ahmet Cerci aus Berlin.

Ahmet Cerci vor der Sehitlik Camii Moschee in Berlin Foto: h|b

Spring forward to Fall

Jedes Jahr dasselbe: Stellen wir die blöden Uhren jetzt eine Stunde vor? Oder doch lieber eine Stunde zurück? Und wenn der Wecker um 7 Uhr klingelt, ist es dann eher 6 Uhr, oder doch eher acht. Warum traut sich eigentlich keiner dieses 70er Jahre Relikt abzuschaffen?

Schön, abends isses länger hell, aber das ist es auch ohne Uhrzeit. Wenn es hell ist, ist es eben hell. Schön. Und die ursprüngliche Intention des Energisparens, dass man abends später Licht anmachen muss. Hallo?

Okay, hab gerade geschaut. Hat was mit Harmonisierung zu tun (Gibt sogar eine europäische Richtlinie dafür: 2000/84/EG) und eine Anpassung BRD/DDR damit Berlin nicht doppelt geteilt ist. Also war. Früher. Ist klar. Berlin ist wieder mal Schuld.

Da es ja sicher nicht abgeschafft wird - wann wird schon mal was abgeschafft, für dass es sogar eine EU-Richtlinie gibt - hat Spiegel-Online am Wochenende ein paar Eselsbrücken veröffentlicht. Diejenige welche heute im Titel steht, fand ich irgendwie cool und ich kann sie mir glaub ich auch merken. Ein sehr schönes Wortspiel mit Bewegung und Jahreszeiten.

Sonnenuntergang über dem Comeniuspark Foto: h|b
Sonnenuntergang (früher oder später) überm Comeniuspark.

Freitag, 28. März 2008

Haifisch

Proteste zur DB AG AufsichtsratsitzungNicht die klassiche Heuschrecke war das Thema des Protestsongs einer Handvoll Börsengegner vor dem Bahntower am Potsdamer Platz, sondern der Haifisch. Der hat bekanntlich Zähne und will die arme Bürgerbahn verschlingen. Wenn denn die Bahn an die Börse geht.

Das war allerdings in der heutigen Aufsichtsratssitzung keine Thema, man hütet sich nach wie vor, den Anschein zu erwecken irgendetwas zu entscheiden, bevor die "Politik" nicht gesagt hat, wo es langgeht. Das allerdings zieht sich jetzt auch schon eine ganze Weile und wird es wohl auch weiterhin tun. Die SPD kann ja momentan nicht mal entscheiden, wohin sie selbst gerne gehen würde.

Der AR hat also heute lediglich den Abschluss 2007 gebilligt und dem Bahnkonzern attestiert auf dem richtigen Weg zu sein. Oder "auf Kurs" wie es so schön heisst. Der einzige Satz zum Börsengang lautet dann auch in der Pressemitteilung der DB AG: "Für die Zukunft ist jetzt eine baldige Entscheidung der Politik zur Teilprivatisierung der DB AG immens wichtig - das Unternehmen, seine Kunden und die Mitarbeiter brauchen Klarheit und Sicherheit".

Alle Zahlen und Details zum abgelaufenen und laufendem Geschäftsjahr gibt es am Montag in der Bilanzpressekonferenz im Marriot in Berlin.
Foto: h|b

Sonntag, 23. März 2008

Papparazzi

Heute jährt sich laut Presseverlautbarungen der Tag an dem ein kleines pelziges Wesen einen Hype ausgelöst hat, der bis dahin nicht bekannt war: Knut - der kleine Berliner Eisbär - wurde das erste Mal der staunenden Öffentlichkeit vorgeführt und das Interesse war gigantisch.

Journalisten aus der ganzen Welt waren angereist, um im altehrwürdigen Berliner Zoo dieses "Weltwunder" zu bestaunen - und vor allen Dingen - vor die Linse zu bekommen. Normale Besucher, die auch einen Blick auf Knut erhaschen wollte, mussten sich stundenlang anstellen. Knut war auch immer nur in einem gewissen Zeitfenster zu sehen, so daß eine "Knutsichtung" zu einer echten Geduldsprobe wurde.

Ich hatte es ja irgendwie nie geschafft und der Hype ging mir auch irgendwie auf den Senkel. Beim letzten Besuch mit Enkeltochter habe ich allerdings die Gelegenheit genutzt und mich ganz nach vorn gedrängelt (Die Stimmung unter den Besuchern ist nach wie vor latent aggressiv). Schnell ein paar Bilder geschossen - Knut ist leicht hyperaktiv - und wieder weg. Für Denise war eh der nahe Spielplatz interessanter als ein "blöder" Eisbär.

Aus Knuddelknut wird ein echter Eisbär Foto: h|b

Samstag, 22. März 2008

Trauer

Mit nicht ganz so großer Anteilnahme wie damals, aber mit dem passenden Wetter (Wen wunderts, in Berlin regnets mal wieder) wurde heute mittag den Gefallenen der Märzrevolution von 1848 gedacht. Sie kämpften und fielen am 18. und 19. März 1848 für demokratische Rechte, wie Rede- und Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit und Wahlrecht.

Dazu hatte die "Historiale" eingeladen, die bereits am 18. März den Barrikadenkampf auf dem Alexanderplatz aufgeführt hatte. Heute waren auf historischem Boden - vor den Stufen des Doms am Gendarmenmarkt - 183 Särge mit den Namen der Gefallenen aufgebahrt.

Während die Namen einzeln verlesen wurden, legte ein Pärchen in historischen Kostümen auf jeden Sarg zwei gelbe Herbstastern. Auch ein Eisenbahner war unter den Vorgelesenen, neben Arbeitern, Handwerkern und "Leuten von gebildetem Stand". Geschichte zum anfassen.

Trauer um die Gefallenen Foto: h|b

Mehr zum Thema "Märzrevolution" bei Wikipedia

P.S.: Werden wir in Deutschland irgendwann möglicherweise auch wieder vor hunderten aufgebahrten Särgen stehen, in denen deutsche Soldaten nach Hause gebracht werden, die bei dem Kampf in anderen Ländern für deren demokratische Rechte ihr Leben ließen? Lässt sich "Revolution" von außen aufzwingen?

Dienstag, 18. März 2008

Märzrevolution 1848

Genau 160 Jahre nach dem Barrikadenbau am Alexanderplatz in Berlin spielte heute Abend der Verein "Historiale" den entscheidenden Kampf um Demokratie und Verfassung für das geneigte Publikum am Original Schauplatz nach

Mit Kanonendonner und Pulverdampf versuchten preußische Truppen die Besetzer der Barrikaden zu vertreiben. Die wehrten sich ihrerseits mit Pistolen und Gewehren und dem Willen den Bürgerrechten Gehör zu verschaffen. "Die Gedanken sind frei" als Schlachtruf der Revolutionäre. Ab und an war heute Abend nicht ganz geschichtsgenau auch der Ruf "Wir sind das Volk" zu hören ;-)

Ohne die Revolution keine Verfassung, ohne die Revolution keine Pressefreiheit, ohne die Revolution keine Blogs? Wenn die Argumentationskette stimmt, sind wir den Kämpfern von damals zu Dank verpflichtet. Vielleicht brauchts in China auch mal eine Märzrevolution.

Auf den Barrikaden Foto: h|b

Samstag, 15. März 2008

Marsch auf Berlin

Heute wieder mal auf Fototour durch die Berliner Tourigegenden. Ist ja immer viel los am Alex, Lustgarten, Unter den Linden und am Brandenburger Tor, wenn das Wetter sich ausnahmsweise mal löblich verhält, wie es sich für den annähernden Frühling gehört. Also, Fahrrad fit gemacht und los.

Neben vielen jungen Menschen in roten Overalls, die überall rund um die durchsichtigen Sprechblasen versuchten den neuen Slogan "sei berlin" den ahnungslos Herumstehenden nahe zu bringen, bot sich am Brandenburger Tor ein leicht verstörender Anblick. Eine Ansammlung von Menschen in schwarzen Anzügen, roten Armbinden und korrekten Seitenscheiteln. Hatte ich irgendwas verpasst? Und wo waren die linken Gegendemonstranten und die Polizei?

Treffen der Apfelfront am Brandenburg Foto: h|b
Gründer und Künstler Alf Thum im Gespräch.

Die Veranstaltung war scheinbar schon zu Ende und ich konnte nur noch einen schnellen Blick auf ein Flugblatt werfen, wo in altdeutscher Schrift "Front Deutscher Äpfel" zu lesen war. Die Armbinden zierten in Rot-Weiss-Schwarz dann auch als zentrales Element einen Apfel. Was war das? Hatte es was mit meiner alten Heimat und dem beliebten "Äppler" zu tun?

Internet hilf!

In der Tat gibt es zum Suchbegriff "Apfelfront" viele Treffer und sogar bereits einen ausführlichen Beitrag in Wikipedia. "Die Apfelfront will karikieren, entlarven, verlachen, was sich gerade in Sachsen jährlich zum 1. Mai und um den Tag der Einheit herum als braune Truppe auf den Straßen zusammenrottet", schreibt die taz im Oktober 2005.

So als Nichteingeweihter war es schon etwas strange und abgefahren, dem Treiben zuzuschauen. Auch die Umstehenden waren sich unschlüssig, was das wohl zu bedeuten hatte. Was die anwesenden ausländischen Touristen wohl mit nach Hause nehmen, wenn sie die gemachten Bildern ihren Freunden daheim zeigen?

Donnerstag, 13. März 2008

sei regen - sei sturm - sei berlin

Ähnlich schlecht wie die neue Imagekampagne der Stadt Berlin ist definitiv das momentane Wetter. Vor einer knappen Woche war das Sturmtief "Emma" in Deutschland unterwegs, inzwischen ist es schon "Lara", kein Sturm, aber immerhin ein Tief. Dazwischen waren also noch Tiefs mit den Buchstaben F,G,H,I,J und K, Wahnsinn. Sozusagen ein Dauertief. Und Berlin ruft dauernd "Hier!"

Obwohl - wie ich zugeben muss - mir die Kampagne inzwischen aus fotografischer Sicht zu gefallen beginnt. Überall in der Stadt werden die Sprechblasen aufgestellt. In groß. Ich dachte erst, man würde da die Texte reinspannen, aber noch sind sie leer und bieten damit einen Rahmen, den man selbst füllen kann. Mal sehen was sich daraus machen lässt.

Berlin ist schön Foto/Montage: h|b

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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