Sonntag, 5. April 2009

In Bewegung

Punks am Ostkreuz
Punkertruppe am Ostkreuz - Foto: h|b

Ich glaube ja fest, dass es außer in Berlin keine Punker mehr in Deutschland gibt. Hier trifft man sie fast überall in verschiedenen Gruppenstärken. Immer dabei, des Punkers beste Freunde: Hund, gerne auch ein Rudel, Alk, meistens das leckere Sternburger und die Alditüte mit dem Hundefutter.

Klamottentechnisch in den 80ern, der Hochzeit des Punks, hängengeblieben, vagabundieren sie durch Berlin, um hier und da Kohle zu schnorren, um das eigene Überleben zu sichern. Wenn sie vertrieben werden, packen sie ihre paar Habseligkeiten und ziehen mit der nächsten S-Bahn weiter. Frei und ungebunden von irgendwelchen Zwängen, oft eine Spur zu laut, aber meist unaufdringlich. Die letzten Freigeister.

Wahrscheinlich die Bevölkerungsgruppe der die Wirtschaftskrise grad am Allerwertesten vorbeigeht. Punksein ist augenscheinlich auch altersungebunden, sondern eine innere Einstellung die auch im Alter erhalten bleibt. Eine eigene und fremde Welt.

Freitag, 27. März 2009

Fultur im Fiez

Schauspieler Detlef Bierstedt bei der Lesung im Comenius-Eck
Detlef Bierstedt bei der Lesung - Foto: h|b

Gibt ja in Berlin nicht nur große Kultur, die echten Perlen findet man manchmal auch einfach um die Ecke. Zum zweiten Mal veranstaltete das Comenius-Eck gestern Abend seine zweite "Lese-Lounge". Durch den großen Erfolg der Lesungen angespornt, plant man bereits Teil 3.

Einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg hat natürlich "The Voice". Der Vortragende des Abends war Detlef Bierstedt, Schauspieler und Synchronsprecher aus Berlin Friedrichshain. Wer ab und an schon mal das Gefühl hatte, beim Bier am Thresen akustisch neben George Clooney zu sitzen, lag nicht verkehrt, ist Detlef Bierstadt doch, seit Clooney mit ER seine Karriere begann, dessen Synchronsprecher.

Den ersten Teil des Abends durften die rund 40 Zuhörer den absurden Briefen des Dietmar Burdinski lauschen, der in den 80ern viele große Firmen mit merkwürdigen Anliegen traktierte, die zum großen Teil durchaus ernsthaft beantwortet wurden. Detlef Bierstedt meinte schmunzelnd, dass man dafür in den 80ern wohl noch die Zeit gehabt habe.

Den weitaus anspruchsvolleren Teil der Lesung, zumindest für den Vortragenden, hatte Walter Moers zu verantworten. Das Buch "Der Fönig" ist ein wahrer Belastungstest für jeden Vorleser, den Detlef Bierstedt gestern Abend mit Bravour bestanden hat. Das Publikum dankte es ihm mit Tränen in den Augen und sattem Applaus.

Applaus für den Vortragenden
Das Publikum ist begeistert - Foto: h|b

Wer den "Fönig" nicht kennt, hier ein kleiner Auszug aus dem Anfang des Buches:

"Nachdem der Fönig angeordnet hat, daß in seinem Reich alle Fs mit den Ks vertauscht werden sollen, erwacht er eines Morgens vom Gezwitscher einer Fohlmeise, eines Folibris und eines Faninchens. Aber: Fönnen Folibris und Faninchen überhaupt zwitschern? Außerdem erkährt der Fönig, daß heute nicht nur Klohmarft ist, sondern auch Frieg mit Kranfreich."

Der nächste Termin ist bereits angesetzt, am 23. April, wieder ein Donnerstag, liest Detlef Bierstedt Texte von Dietmar Wischmeyer, bekannt aus dem Frühstyxradio, und Autor von leicht verfremdeten Märchen. Das wird ganz sicher ein weiteres Highlight, der "Fiezfultur".

Weitere Informationen zum Beitrag ...

Detlef Bierstedt bei Wikipedia
Der "Letterman" von Dietmar Burdinski
"Der Fönig" von Walter Moers
Dietmar Wischmeyer

Dienstag, 24. März 2009

A Photographer's Life

Anne Leibovitz Ausstellung bei c/o Berlin
Der Ort der Werkschau - Foto: h|b

Ob schwangere Demi Moore, oder Michelle Obama. Annie Leibovitz hatte sie alle vor der Kamera. Aber auch großflächige, monochrome Landschaftsaufnahmen aus dem amerikanischen Westen sind in der Werkschau, die mit "A Photographer's Life. 1990 – 2005" betitelt ist und bis zum 24. Mai in der Galerie C/O Berlin gastiert, zu sehen.

Die Ausstellung beleuchtet anhand privater Fotografien und professioneller Auftragsarbeiten der amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz eine Chronik der Ereignisse aus den vergangenen fünfzehn Jahren. Sowohl Privataufnahmen als auch Auftragsarbeiten sind hier gemeinsam ausgestellt. Die Ausstellung steht fest in meinem Terminkalender.

Fahrende Musikanten

Bettelmusikanten in der S-Bahn
Foto: h|b

Was in großen Städten wie Paris bereits alltäglich ist, hat sich inzwischen auch weitgehend in Berlin durchgesetzt: Die akustische Beschallung mit allerlei fahrenden Musikanten. Was die Qualität angeht, gibt es allerdings große Unterschiede. In Paris scheinen es eher Künstler zu sein, die sich in der Metro einen kleinen Nebenerwerb aufgebaut haben, in Berlin sind es momentan eher die erwerbsmäßigen, osteuropäischen Schrammelbarden, die oft nur eine Melodie auf ihren Instrumenten hinbekommen. Wenn man denn überhaupt eine Melodie erkennt. Hauptsache es ist laut.

Im Gegensatz zu den "richtigen" Künstlern, wird auch nicht erst gespielt und dann um einen Obulus gebeten. Nein, mit erklingen des ersten Lautes geht bereits der Becher herum, der einem meist von minderjährigen Clanangehörigen auch noch direkt unter die Nase gehalten wird. Ganz dreist wird es, wenn die Kinder spielen müssen und Mama oder Papa, oder was weiß ich in welchem Familienverhältnis diese Gruppen stehen, das Geld einsammeln. Es kommt einem so vor, als gewähre man den "Gesandten" in ihren Heimatländern einen Schnellkurs in Ziehharmonikabedienung - eine Melodie muss reichen - um dann "im Auslandeinsatz" den bestmöglichen Profit zu machen.

In der U 1 letzte Woche gab es das Kontrastprogramm, jemand spielte Musik, aber recht lange, und ohne das sich etwas bewegte. Erst mit Ende des Liedes kam die Sängerin durch den Wagen und bat um die Gage, was durchaus honoriert wurde. Instrument hatte sie keins, es war eine Art Karaoke Gig. Der Rucksack bestand aus Lautsprechern und der kleine MP3 Player sorgte für den entsprechenden Background. Es geht also auch anders. Frage: Was ist aus Sicht der Künstler effektiver und was davon ist Kunst? Kunst ist, wenn es den Menschen gefällt. In diesem Sinne ...

Freitag, 20. März 2009

Tag- und Nachtgleiche

Der Frühling kommt
Auch der kleine Junge kann es kaum noch erwarten - Foto: h|b

Heute ist es endlich auch offiziell so weit. Um exakt 12.43 Uhr - wer denkt sich sowas eigentlich aus - beginnt, nach dem astronomischen Frühling, auch der Kalendarische. Tag und Nacht sind heute, bei der sogenannten März-Tagundnachtgleiche, genau gleich lang. Das Wetter spielt sogar mit und zeigt sich von seiner himmelblauen Seite. Trotzdem ist es hier in Berlin weiterhin a...kalt. Heute morgen waren es gerade mal 3 Grad. Laut den Meteorologen war es allerdings ein ganz normaler durchschnittlicher Winter.

Gefühlt dauert er allerdings schon 10 Monate und es war erwiesenermaßen "dunkler" als die Jahre davor. Jetzt schauen wir aber nach vorne und freuen uns auf angenehmere Tage, milde Temperaturen und "draußensitzen", das Thema in Berlin. Ohne "draußensitzen" ist Berlin nicht richtig Berlin. Und bitte ohne Heizpilze.

Montag, 16. März 2009

Zeit der Farben

Frühling vor dem Kanzlerinnenamt in Berlin
Vor dem Kanzlerinnenamt in Berlin - Foto: h|b

Auch wenn der Frühling gefühltermaßen noch auf sich warten lässt, hier und dort lassen sich schon die ersten Vorboten sehen. Ausgerechnet vor dem Kanzlerinnenamt, wo es momentan eher frostig zugehen dürfte, zeigten sich am Wochenende malerisch gelbe Krokusse auf kleinen, grünen Raseninseln und verheißen den nahen Frühling, der sich dann hoffentlich auch mit angenehmeren Temperaturen bemerkbar macht. Der Winter war dieses Jahr in Berlin doch arg lang und grau. Es reicht.

Samstag, 14. März 2009

Драгољуб Замуровић

Eine Fotoausstellung zwischen dem Berliner hauptbahnhof und dem Kanzleramt
Foto: h|b

Der Titel des heutigen Blogeintrags ist der russische Name des serbischen Fotografen Dragoljub Zamurović der uns heute zufällig, in Form von überdimensionalen Fotos zwischen dem Berliner Hauptbahnhof und dem Kanzleramt, begegnete.

Die Fotos zeigen seine Heimat Serbien in wunderschönen Landschaftsaufnahmen, viele aus der Luft gemacht. Auf seiner Website sieht man ihn auch unterwegs in einem Motorgleiter. Aus so einem Ding würde ich auch mal gerne Fotos machen. Gibt gleich eine ganz andere Sichtweise.

Wer also zufällig gerade in Berlin ist und ein Faible für schöne und außergewöhnliche Landschaftsfotos hat, sollte schnell zum Hauptbahnhof fahren und über die Spree die Ausstellung entlanglaufen. Mir haben die Bilder sehr gut gefallen. Hab leider nicht herausgefunden, wie lange die dort stehen werden.

Dienstag, 10. März 2009

Wer ist der Kotti?

Rdafahrerin am Kottbusser Tor
Radfahrerin am Kotti - Foto: h|b

Das fragt der Tagesspiegel in seiner Ausgabe vom 8. März. Müsste es nicht eigentlich heißen "Was" ist der Kotti? Erstmal ist er ein Platz, umtost von permanenten Autoverkehr, der hier Tag & Nacht den Lärmpegel bestimmt. Zwischendurch ein Gewusel von Radfahrern und Fußgängern. Die neusten Planungen der Stadt sehen einen Umbau vor, da er ein Platz mit der dritthöchsten Unfallhäufung in Berlin ist. Die Autos fahren ohne festen Spuren und der Rest muss sehen, wie er heil da durchkommt.

Eigentlich heisst "Der Kotti" - jetzt sag ichs auch schon - ja "Kottbusser Tor" wobei hier seit Mitte des 19. Jahrhunderts kein Tor mehr steht. Der Berliner (Achtung Klischee) neigt dazu seine Plätze und Orte zu verniedlichen. Görli, Kotti, Stutti, ... wer die gesamte Palette mal hören möchte, dem sei der Song von PR Kantate "Görli, Görli" empfohlen.

Päärchen am Kottbusser Tor
Liebe am Kotti - Foto: h|b

Der Tagesspiegel schreibt zur Entstehung des Umfeldes und hier auch gerade des NKZ: "Mitte der sechziger Jahre war der Wiederaufbau West-Berlins weitgehend abgeschlossen, die Bauindustrie suchte nach neuen Aufträgen und fand sie in den alten Arbeiterquartieren in der Innenstadt mit ihren engen Mietskasernen. Das NKZ wurde 1969 als Abschreibungsobjekt geplant, der Senat ermöglichte zügige Genehmigung, Rollkommandos garantierten prompte Entmietung. Zwischen Planung und Einzug der ersten Mieter lagen nur fünf Jahre." Und weiter: "Vor elf Jahren forderte Klaus-Rüdiger Landowsky, damals Fraktionsvorsitzender der CDU im Abgeordnetenhaus, man müsse „den Mut haben, das Neue Kreuzberger Zentrum zu sprengen“.

So weit ist es noch nicht gekommen, aber die Stimmung kippt, je länger die Politik dem Treiben zusieht ohne einzugreifen. So wird es dieses Jahr sicher weitere Demonstrationen geben, die Kluft zwischen Anwohnern und linken Szene wird sich vergrößern und die Drogendealer und Junkies werden den Platz weiter frequentieren. Der Polizei ist es recht, da sie die Szene damit im Blick hat. Eine Vertreibung würde nur für Unruhe soregn. Es bleibt also weiter spannend. Für mich wars das erstmal von diesem Platz.

Der ganze Artikel im TS zum nachlesen gibt es HIER.

Heute erschien ein weitere Artikel zu den erhältlichen Drogen am Kotti. Den gibt es HIER.

Samstag, 7. März 2009

Kein Kiez für Nazis

Das Motto zur Demo
Der Slogan der heutigen Demonstration - Foto: h|b

Rund 2000 Menschen zogen heute nachmittag, begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot, von der Warschauer Brücke in Richtung Frankfurter Tor. Dort, in der Petersburger Straße 94 hat letzten Samstag der Bekleidungsladen "Tromsö" aufgemacht, der das Label "Thor Steinar" verkauft. Bereits ein ähnlicher Laden in Mitte hatte in der Vergangenheit zu zahlreichen Protesten geführt.

Der Brandenburger Verfassungsschutz schreibt dazu: "Bekleidungsstücke von „Thor Steinar” bedienen in Farbgebung und Schriftzügen eine als völkisch verstandene Symbolik. Die gotischen Lettern werden von der Kundschaft mit dem NS-Regime in Verbindung gebracht. Inhaltlich nehmen die Schriftzüge Bezug auf vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht." Und weiter: "Dieses Spiel mit mehr oder weniger verhohlenen Andeutungen an der Grenze zur Strafbarkeit ist charakteristisch für das Sortiment der Firma. Rechtsextremisten fühlen sich davon angesprochen. Sie bezeichnen die Firma in Internet-Diskussionsforen als „zur Bewegung gehörig”. Die Bekleidung werde „nicht ohne Grund getragen”."

Das Zielobjekt der Demonstration
Der Thor Steinar Laden war heute geschlossen - Foto: h|b

In Friedrichhain, jüngst im Tagesspiegel als "linke Hochburg" bezeichnet, so einen Laden zu eröffnen ist in der Tat eine Provokation. Wenn man dann noch die geschichtlichen Hintergründe betrachtet, die die Petersburger Straße 94 mit dem einst als "Keglerheim" bekannten "geheimen KZ" der Nazis in der 30er Jahren in Verbindung bringt, kann man nicht davon ausgehen, dass da zufällig nur ein Laden zu vermieten war.

Der „Friedrichshainer Geschichtsverein schreibt dazu in seiner Zeitschrift „mont Klamott“: "In Friedrichshain gab es sieben SA-Sturmlokale. Das zentrale SA-Lokal „Keglerheim“ in der Petersburger Straße Nr. 86 (Heute die Hausnummer 94), war eine besonders berüchtigte Stätte der Gewalt, in der viele Friedrichshainer und Lichtenberger Arbeiterfunktionäre, RFB- und Reichsbannermänner misshandelt wurden."

Hier gehts zu den Fotoimpressionen der Demonstration

Weitere Informationen unter ...

Bluejax.net
indymedia.org
Initiative gegen Rechts Friedrichshain

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Online seit 6840 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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