Dienstag, 15. Februar 2011

Stadtspaziergang

Säulengang mit Uhr an der Frankfurter Allee in Berlin
Frankfurter Tor - Foto: h|b

Die Uhr am Frankfurter Tor zeigt seit Jahren 15.39 Uhr, so als wäre sie bei einem wichtigen Ereignis einfach stehengeblieben. War es die friedliche Revolution 1989, oder legte sie der beginnende Verfall der hier endenden Monumentalarchitektur des Arbeiter- und Bauernstaates lahm, die ein paar Meter weiter östlich endet. Ist die Karl-Marx-Allee noch ganz gut in Schuß, merkt man am Beginn der Frankfurter Allee der Haussubstanz schon dringenden Renovierungsbedarf an.

Ein buntes Haus in Berlin
Liebigstraße, Ecke Rigaer Straße - Foto: h|b

Durch die Arkaden, unter der Uhr hindurch geht es die Liebigstraße hinauf, links und rechts umrahmt von ein paar Plattenbauten, die aber bald dem Berliner Altbaubestand Platz machen. Wäre die DDR nicht von uns gegangen, hätte "die Platte" sicher nach und nach die verfallenden Altbauten ersetzt. Durch Besetzungen in der Nachwendezeit entstand hier ein buntes Leben in und um die Häuser in der Liebig- und Rigaer Straße. Wie lange das an dieser Stelle noch Bestand hat, wird sich zeigen, aber der Druck zur Aufwertung des Viertels kommt langsam aber schleichend von weiter oben.

Folgt man die Liebigstraße weiter den Berg hinauf, lässt den Forckenbeckplatz rechts liegen, erreicht man das ehemalige Schlachthofgelände, zu DDR Zeiten der größte Schlachthof im ganzen Land. Neben einem großen Park entstehen hier in Straßen mit Namen "Zur Waage", oder "Viehtrift" viele kleine Stadthäuser, die aussehen wie in jedem ganz normalen Neubaugebiet irgendwo in Deutschland. Kleine Schachteln mit Garten und Carport ersetzen den Bewohnern den Umzug in das Berliner Umland. Der Traum vom eigenen Haus mitten in der Stadt.

Townhouses in Berlin Prenzlauer Berg
Townhouses mit Garten und Carport - Foto: h|b

Dieses "Spießertum" gefällt wiederum den Bewohnern der angrenzenden "alternativen Raumkultur" nicht besonders und so werden die schmucken, weißen Townhouses schon mal mit Farbbeuteln beworfen und Grafitti zeigt an "Wir wollen euch hier nicht". Wer "wir" ist, steht leider nicht darunter. Eine friedliche Koexistenz scheint schwer möglich, da der Berliner Logik folgend, aufgewertete Stadtbezirke weiter in die Nachbarschaft diffundieren und Investoren anlocken, die Teil des "Goldrausches" werden wollen. Ein Beginn wurde vor kurzem mit der Liebig 14 gemacht. Die BewohnerInnen wurden geräumt und die Besitzer werden nun damit beginnen, das Eckhaus zu sanieren, um dann letztendlich solvente Mieter oder Wohnungskäufer zu gewinnen.

Ein Grafitti auf einer Brandmauer
Der böse Investor lauert überall - Foto: h|b

Diese Veränderung wird sicher nicht ganz konfliktfrei ablaufen, aber letztendlich wird es kommen wie damals im "wilden Westen". Wenn die ersten Siedler ihre Pflöcke einschlagen und den Widrigkeiten trotzen, kommen immer mehr nach und am Ende bleibt den ehemaligen Einwohnern nur noch das Reservat am Rande der Prärie.

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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Zuletzt aktualisiert: 21. Jun, 09:54

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