Fahrende Musikanten

Bettelmusikanten in der S-Bahn
Foto: h|b

Was in großen Städten wie Paris bereits alltäglich ist, hat sich inzwischen auch weitgehend in Berlin durchgesetzt: Die akustische Beschallung mit allerlei fahrenden Musikanten. Was die Qualität angeht, gibt es allerdings große Unterschiede. In Paris scheinen es eher Künstler zu sein, die sich in der Metro einen kleinen Nebenerwerb aufgebaut haben, in Berlin sind es momentan eher die erwerbsmäßigen, osteuropäischen Schrammelbarden, die oft nur eine Melodie auf ihren Instrumenten hinbekommen. Wenn man denn überhaupt eine Melodie erkennt. Hauptsache es ist laut.

Im Gegensatz zu den "richtigen" Künstlern, wird auch nicht erst gespielt und dann um einen Obulus gebeten. Nein, mit erklingen des ersten Lautes geht bereits der Becher herum, der einem meist von minderjährigen Clanangehörigen auch noch direkt unter die Nase gehalten wird. Ganz dreist wird es, wenn die Kinder spielen müssen und Mama oder Papa, oder was weiß ich in welchem Familienverhältnis diese Gruppen stehen, das Geld einsammeln. Es kommt einem so vor, als gewähre man den "Gesandten" in ihren Heimatländern einen Schnellkurs in Ziehharmonikabedienung - eine Melodie muss reichen - um dann "im Auslandeinsatz" den bestmöglichen Profit zu machen.

In der U 1 letzte Woche gab es das Kontrastprogramm, jemand spielte Musik, aber recht lange, und ohne das sich etwas bewegte. Erst mit Ende des Liedes kam die Sängerin durch den Wagen und bat um die Gage, was durchaus honoriert wurde. Instrument hatte sie keins, es war eine Art Karaoke Gig. Der Rucksack bestand aus Lautsprechern und der kleine MP3 Player sorgte für den entsprechenden Background. Es geht also auch anders. Frage: Was ist aus Sicht der Künstler effektiver und was davon ist Kunst? Kunst ist, wenn es den Menschen gefällt. In diesem Sinne ...
Elisa (Gast) - 8. Apr, 10:14

Kunst ist subjektiv...

Meiner Meinung nach sind die "osteuropäischen Schrammelbarden" keine Künstler. Wie schon im Beitrag gesagt, können diese oft nur eine Melodie, wenn überhaupt, und das könnte wohl jeder mit ein bisschen Übung so hinbekommen. Wenn ich auf solche Musiker in der Bahn stoße, drehe ich meinen MP3-Player lauter und versuche, sie zu ignorieren. Soetwas lockt doch einfach niemanden mehr. Aber wenn mal wirklich jemand etwas Kreatives darbietet, bin auch ich bereit, das entsprechend zu würdigen. Wir sind einfach schon so abgestumpft, weil wir tagtäglich damit konfrontiert werden. Da muss schon etwas Besonderes daherkommen, um unsere Aufmerksamkeit zu wecken.

Marco (Gast) - 8. Apr, 16:28

du hast so recht !

oh mann ich hab deinen Blog mit einem Dauergrinsen gelesen. Du schreibst mir aus der Seele...
Aber ich hab sogar schon hin und wieder ein paar gute Musiker in der U-Bahn gehört. Aber wie du schon sagtest, diese osteuropäischen Gruppen sind meist ziemlich nervig. Und das mit dem Geldeinsammler erinnert mich schon an Mafia-Strukturen. So muss man das auch sehen, diese Gruppen verdienen ihren Lebensunterhalt damit, deswegen haben sie das System des Geldeintreibens perfekt drauf. Ich finde diese Gruppen genauso lästig wie irgendwelche Leute, die die Motz an den Mann bringen möchten. Aber in Berlin wird man ja noch weitestgehend von solchen Leuten verschont. Jedenfalls im Vergleich mit anderen Großstädten in Europa. In Barcelona zum Beispiel steigt bei jeder Station eine hilfsbedürftige Person ein. Aber die reden dann nicht leise vor sich hin, von wegen haben Sie bitte etwas Kleingeld für mich usw...
Die steigen ein und fangen sofort an rumzuschreien, damit auch der Letzte im Zug so richtig schön genervt ist. Aber so fällt dann auch die Ausbeute aus. Ich habe Leute beobachtet, die haben nicht einen Cent bekommen. Was ja einerseits traurig ist aber ich kann die Spanier verstehen. Wenn hier in Berlin immer jemand schreiend und stinkend die U-Bahn betritt, wechsele ich den Wagon. Ganz einfach.

ÖPNVler (Gast) - 29. Apr, 14:14

karaoke

die im letzten absatz genannte frau kenne ich auch. Mann, war die schlecht!!! das hatte nichts von performance oder einer anderen art von kunst an sich. mir schien es, als sei sie auf den zug der fahrenden musikanten aufgesprungen und hat sich des einzigen instrumentes bedient, welches sie ihr eigen nennt, ihre -mit verlaub grottig klingende- stimme.
bis bald
auf der u1

euer u-bahnschofför

bernt

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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