Bahn

Donnerstag, 5. Februar 2009

Die Geier warten

Übertragungswagen von N24 vor dem BahntowerSeit ein paar Tagen ist wieder massives Bahnbashing angesagt. Obwohl man eher Mehdorn-Bashing sagen sollte. Für viele kommt ja der Bahnchef momentan direkt nach Beelzebub und Papst Benedikt, wenn nicht sogar noch davor. Was ist passiert? Die Bahn hat im Rahmen ihrer Korruptionsbekämpfung den Bogen überspannt und in einer Art Rasterfahndung alle Bahnmitarbeiter überprüft, ob sie eventuell über Scheinfirmen ihren Arbeitgeber geschädigt haben.

Das es diese geschäftsschädigende Art des Handelns seitens einiger Mitarbeiter gibt, steht außer Frage, ebenso unstrittig ist der Versuch, dieser Korruption entsprechend zu begegnen. Die Art und Weise allerdings, mit der diese Aktion durchgeführt wurde, sprengt, nach Ansicht der interessierten Öffentlichkeit und sicher auch der Mitarbeiter, den Rahmen der Verhältnismäßigkeit. Hier wäre ein sensibleres, und mit der Arbeitnehmervertretung abgestimmtes, Vorgehen sicher besser gewesen. Von einer selbstverständlichen Information der Mitarbeiter - auch vielleicht zur weiteren Vorbeugung - gar nicht erst zu reden.

Nur macht es überhaupt keinen Sinn, zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Ablösung des Konzernchefs zu fordern. Wer in einem großen Konzern arbeitet weiß, dass viele Entscheidungen nicht immer in der Konzernspitze getroffen werden. Dafür gibt es schließlich Abteilungen, die in ihrem Rahmen eingenständig arbeiten und Ergebnisse liefern. Merkwürdigerweise kommen diese Forderungen auch regelmäßig vom selbem politischen Personenkreis, die leider immer wieder so klingen, als hätte man ihnen irgendwann die Förmchen weggenommen - in diesem Fall vielleicht die Eisenbahn - und dafür gilt es mit dem verbliebenen Schippchen zu drohen.

Das Erschreckendste am heutigen Tag war aus meiner Sicht allerdings die mögliche Nachfolgerliste aus SPON. Da tauchen wahrhaftig wieder Politiker auf!?!?! Ich hatte wirklich gehofft, dass diese Zeiten vorbei sind und die Bahn nicht mehr, wie das Europaparlament, ein Endlager für "verdiente" Politiker ist. Koalition hin oder her, das kann und darf es nicht mehr geben. Die Bahn hat sich in den letzten 10 Jahren wirklich zu einem globalen Konzern entwickelt, der sich, auch gerade dadurch, jetzt - im Gegensatz zu vielen anderen Firmen - erstaunlich gut durch die Wirtschaftskrise bewegt.

Das alles lässt sich mit purem Leichtsinn auch schnell wieder zerstören. Ich hoffe dann allerdings nur, dass das ohne mich stattfindet.
[Foto - h|b]

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Börsenbahn

Was Demonstranten und kritische Stimmen bisher nicht verhindern konnten, hat jetzt durch die weltweite Finanzkrise doch sein vorläufiges Ende gefunden: Die Bahn geht erst mal nicht wie geplant am 27. Oktober diesen Jahres an die Börse. Die Teilprivatisierung ist verschoben. Wie Finanzminister und Bahnchef gemeinsam mitteilten, ist das Börsenumfeld derzeit nicht dazu geeignet, einen fairen Preis für ein - an sich - profitables Unternehmen zu erzielen.

Irgendwie ist mir das zwar unklar - der Wert eines Unternehmens wird doch nicht dadurch geringer, dass ein DAX gerade nicht auf der Höhe seiner Kraft ist - aber wer versteht momentan schon wirklich, was da in der Welt vorgeht. Keiner traut dem anderen über den Weg und so ist es wohl nur konsequent erstmal die weitere Entwicklung abzuwarten. Ob sich allerdings die Hoffnungen, einen Börsengang noch dieses Jahr hinzubekommen, erfüllen werden, können wohl selbst versierte Kaffeesatzleser nicht mit Sicherheit beantworten.

Demonstranten mit Schildern gegen die Bahnprivatisierung
Foto: h|b

Mittwoch, 6. August 2008

Platzwunde

Diesmal hat es die Vorstandsetage erwischt. Das oberste Stockwerk des Bahntowers hatte einen Sprung in der Schüssel. Nein, natürlich nur in einem der Fenster. Die Fensterfront des Hochhauses am Potsdamer Platz, in dem die Bahn mit seiner Konzernzentrale der einzige Mieter ist, schafft es ja häufiger in die Schlagzeilen, da bei starker Witterungsänderung die Fensterscheiben dazu neigen sich aufzulösen.

Absperrung vor dem Bahntower
Foto: h|b

So sperrte auch heute gegen 12 Uhr die Polizei die Potsdamerstraße unterhalb des Bahntowers weiträumig ab, damit die Spezialisten im Reinigungskorb in Ruhe an der Fassade arbeiten konnten, um das Fenster zu entfernen. Inzwischen ist es schon fast Routine und bis auf einige wenige Glassplitter fanden keine Fensterteile den Weg nach unten. Das was nicht aufzuhalten war, wurde durch eine Kehrmaschine umgehend entsorgt. Die Straße ist inzwischen wieder für den Verkehr freigegeben.

Scherben bringen Glück
Foto: h|b

Dienstag, 1. April 2008

Bahn geht an die Börse

Lok an der Warschauer BrückeErstaunliche Wendung in der langen Diskussion um die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Kaum hatte Hartmut Mehdorn am gestrigen Morgen in der Bilanzpressekonferenz eine erneute Steigerung des Gewinns und eine positve Bilanz verkündet, beschloss die Bahnreform-Arbeitsgruppe der SPD gestern Abend das von Tiefensee und Steinbrück favorisierte Holding Modell. Dabei werden die Transportsparten der Bahn zusammengefasst und an die Börse gebracht.

Die SPD-Linke musste diese Kröte schlucken, um Kurt Beck als möglichen Kanzlerkandidaten nicht noch weiter zu schwächen. Der Seeheimer Kreis, der schon länger auf die fehlende Wirtschaftskompetenz der SPD hingewiesen hatte, fühlte sich in seinem Drängen bestätigt und sieht einer Koalitionsvereinbarung mit der CDU jetzt entspannt entgegen. "Die Kapitaleinnahmen durch den kommenden Börsengang kann sowohl die Bahn für notwendige Investitionen, als auch ich als Finanzminister sehr gut gebrauchen", bemerkte ein sichtlich entspannter Finanzminister Steinbrück am Morgen des ersten April vor der versammelten Presse.

Und was sagt der jetzige und zukünftige Chef der Deutschen Bahn AG Hartmut Mehdorn? „Unsere Strategie erwies sich als richtig. Die Deutsche Bahn ist fit für die Herausforderungen zuhause und in Europa. Um diesen Weg auch weltweit konsequent weiterzugehen, brauchten wir die positive Entscheidung über die Teilprivatisierung. Der Verkehrsmarkt in Europa ist in einem rasanten Umbruch. Die DB AG muss jetzt ihre Chancen nutzen. Dafür hat sie jetzt zusätzliches Kapital. Auch dem Bund wird damit zeitnah die Möglichkeit eröffnet, dringend notwendige Infrastrukturmaßnahmen mit den Erlösen aus der Teilprivatisierung zu finanzieren.“

Freitag, 28. März 2008

Haifisch

Proteste zur DB AG AufsichtsratsitzungNicht die klassiche Heuschrecke war das Thema des Protestsongs einer Handvoll Börsengegner vor dem Bahntower am Potsdamer Platz, sondern der Haifisch. Der hat bekanntlich Zähne und will die arme Bürgerbahn verschlingen. Wenn denn die Bahn an die Börse geht.

Das war allerdings in der heutigen Aufsichtsratssitzung keine Thema, man hütet sich nach wie vor, den Anschein zu erwecken irgendetwas zu entscheiden, bevor die "Politik" nicht gesagt hat, wo es langgeht. Das allerdings zieht sich jetzt auch schon eine ganze Weile und wird es wohl auch weiterhin tun. Die SPD kann ja momentan nicht mal entscheiden, wohin sie selbst gerne gehen würde.

Der AR hat also heute lediglich den Abschluss 2007 gebilligt und dem Bahnkonzern attestiert auf dem richtigen Weg zu sein. Oder "auf Kurs" wie es so schön heisst. Der einzige Satz zum Börsengang lautet dann auch in der Pressemitteilung der DB AG: "Für die Zukunft ist jetzt eine baldige Entscheidung der Politik zur Teilprivatisierung der DB AG immens wichtig - das Unternehmen, seine Kunden und die Mitarbeiter brauchen Klarheit und Sicherheit".

Alle Zahlen und Details zum abgelaufenen und laufendem Geschäftsjahr gibt es am Montag in der Bilanzpressekonferenz im Marriot in Berlin.
Foto: h|b

Dienstag, 4. Dezember 2007

Auf Messers Schneide

Heute ab 9 Uhr wird weiterverhandelt. Nachdem die Gespräche zwischen der Bahn und der GDL gestern Nacht ohne Ergebnis vertagt wurden, warteten heute morgen um kurz vor 9 Uhr bereits die TV Teams vor dem Marriot. Bin ich doch gleich mal stehengeblieben und wirklich, kurze Zeit später, kamen die Verhandlungsführer der Bahn mit Bahnchef Mehdorn, Personalvorstand Margret Suckale und Finanzvorstand Sack mit stürmischen Schritt auf die Reporter zu. Genau so schnell und wortlos verschwanden sie aber auch im Inneren des Hotels. Heute gilts. Entweder Einigung oder Scheitern. Heute Abend werden wir es wissen.

Heute gilt's. Tarifverhandlungen in der entscheidenden Phase Foto: h|b
Finanzvorstand Diethelm Sack, Personalvorstand Margret Suckale und Bahnchef Mehdorn auf dem Weg zu den Verhandlungen.

Mittwoch, 21. November 2007

10 Jahre bahn.de

Gestern feierte ein Vetriebskanal der Deutschen Bahn sein 10-jähriges Jubiläum, der eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben hat - Das Reiseportal: www.bahn.de. Der Personenverkehr der Deutschen Bahn verkauft heute täglich bis zu 50.000 Tickets über diesen Kanal und nähert sich mit dem Gesamtumsatz der ersten Milliarde. Ganz ohne den Habitus "New Economy". Das geht.

Da ich im Jahr 2000 - und teilweise in den Jahren davor - an dieser Geschichte mitgewirkt hatte, war ich auch eingeladen, um diesen Geburtstag im Frankfurter Bankenviertel mitzufeiern. Mit vielen Weggefährten aus vergangenen Zeiten (Mein Gott, man wird alt ;-) konnte ich die 10 Jahre bei lecker Bier und Buffet Revue passieren lassen. Den coolen Hintergrundsound lieferte die www.bahn.de Hausband (Gruß an Henning - auf dem Foto rechts)

Von BTX über Surf&Rail, von DB Medien über den E-Bussiness Konzern Deutsche Bahn (war zumindest mal geplant), obwohl ... jemand sagte gestern, im Grunde sind wir ja ein E-Business-Konzern, halt ein "Eisenbahn-Business-Konzern". Wo er recht hat ....

Die www.bahn.de Hausband Foto: h|b
Die www.bahn.de - Hausband Groofish

Mittwoch, 14. November 2007

Berührungslos

Der Traum jedes Unternehmens, sein Produkt zu verkaufen ohne Verkäufer dafür bezahlen zu müssen, rückt in Berlin näher. Mit dem Projekt Touch & Travel (Drück & Verreise, oder so) beginnt die Erprobung des eTicketings mittels RFID Technologie.

Sowohl in den Touchpoints, als auch in den extra dafür verteilten Handys für die 200 Pilotteilnehmer, befindet sich ein solcher Chip. Die Pilotteilnehmer halten vor Antritt ihrer Fahrt mit S-Bahn, Regionalbahn oder IC/ICE ihr Handy dicht vor den Touchpoint und das sogenannte "Touch In" wird registriert. Nach Ende der Fahrt das selbe für das notwendige "Touch out". Das Hintergrundsystem berechnet den aktuellen Preis für die Fahrt.

Kleiner Gag am Rande, der offizielle Start des Piloten - mit Beteiligung des Vorstandsvorsitzenden der Bahn, Hartmut Mehdorn - ist für diesen Freitag terminiert. Der zweite Tag des Lokführerstreiks. Dichter an die wartende Basis gehts nimmer ;-)

Die Touchpoints tauchen auf Foto: h|b

Mehr zu Touch & Travel auf der entsprechenden Website.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Eskalierende Rituale

30 Stunden Ausstand der GDL Lokführer, Ersatzfahrplan der Deutschen Bahn, rund 300 Kilometer Autostaus rund um die Ballungszentren. Selten wird so deutlich, wie wichtig ein funktionierender Regionalverkehr in Deutschland ist.

Leitet sich daraus jetzt zwangsweise die "Wichtigkeit" einer Berufsgruppe ab, die wesentlich - aber eben nicht allein - zum reibungslosen Ablauf dieses öffentlichen Verkehrs beiträgt? Die Stimmung in der Öffentlichkeit ist nach wie vor gespalten, mit zwischenzeitlich leichten Nachteilen für die Lokführer.

Und was machen die, die es in der Hand haben eine Lösung zu finden? Nutzen die Medien, um sich gegenseitig anzugiften. Die Bahn ruft Herrn Schell aus der Kur, um endlich über das vorgelegte Angebot zu verhandeln, die GDL lässt verlauten, es gebe überhaupt kein Angebot, die Bahn sagt: "Gibt es wohle". Rituale eben.

Streikbedingte Ruhephase Foto: h|b

To be continued ...

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Showdown im Tower

Passend zum heute um 17 Uhr anberaumten Spitzengespräch zur aktuellen Tarifauseinandersetzung zwischen GDL und Bahn hat die Lokführergewerkschaft heute nachmittag für morgen einen ganztägigen Streik angekündigt. Supergesprächseinstieg. Entsprechnd groß war der Medienauflauf vor dem Bahntower am Potsdamer Platz. Sämtliche Fernsehsender plus schreibende Zunft und unzählige Pressefotografen. Man kann schon neidisch werden bei so viel Medienaufmerksamkeit.

Wenn ich Schell wäre, würde ich das Ganze noch etwas hinziehen. Nach einem wie auch immer gearteten Abschluss wird das sicherlich nie mehr so sein. Touristen und herumstehende Teenies zückten ihre Handys zum fotografieren auf Verdacht. Wer so viel Kameras auf sich vereint, MUSS wichtig sein. Tja, so kann man sich irren. Sie schauten dann auch etwas irrtiert auf ihre Handydisplays.

Zuerst kam der Vorsitzende der Transnet - Hansen. Auch ihm gebührte natürlich die geballte Aufmerksamkeit der Medien, aber ich bin mir sicher, wenn in diesem Moment Schell um die Ecke gekommen wäre, wäre es schnell einsam geworden um den Vorsitzenden der größten der Eisenbahnergewerkschaften. So sind sie die Medien. Daher hatte ich auch keine Chance für ein verwertbares Schellfoto, der Kordon war dicht und fest geschlossen ;-)

Norbert Hansen, Vorsitzender der Transnet inmitten der Presse
Der Vorsitzende der Transnet, Norbert Hansen / Foto: h|b

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Kommentare

Berlin Warschauerstraße...
Schöne Vorher-Nachher-Bilder. Wohne selber gleich um...
ISTQB (Gast) - 21. Jun, 09:54
Falsch
Es ist kein Seeadler auf dem Bild
JiggZ (Gast) - 11. Dez, 10:33
John
I really like your writing style, good information,...
Smithk712 (Gast) - 3. Jul, 15:00

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